Seit Anfang dieser Woche gibt es leider wieder schlechte Nachrichten über den AstraZeneca Impfstoff gegen COVID19. Es wurden Thrombosen (Blutgerinnsel im venösen System) als unerwünschte Ereignisse berichtet.Eigentlich stellt das erst einmal kein grundsätzliches Problem dar, da Thrombosen häufig vorkommen. Die Gesamtzahl der beobachteten Thrombosen hatte auch nicht die erwartete Auftretenswahrscheinlichkeit in der Bevölkerung überschritten. Unter den Thrombosen waren allerdings Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) häufiger aufgetreten als erwartet, was die regulatorischen Behörden in Deutschland als relevantes Sicherheitssignal gewertet haben.
Was sind Hirnvenenthrombosen?
Sinusvenenthrombosen gelten als seltene, aber schwerwiegende Erkrankungen. Laut Lehrbuch können sie mit einer Inzidenz von 2 – 5/Million/Jahr auftreten und in ca. 10% der Fälle fatal verlaufen. Nun wurden mindestens 6 Fälle in zeitlichem Zusammenhang mit der AstraZeneca Impfung (bei ca. 1.7 Millionen Geimpften Personen in Deutschland) beobachtet. Aus neurologischer Sicht muss bemerkt werden, dass nach neueren Erhebungen die Inzidenz der Sinusvenenthrombose wahrscheinlich höher ist (bis zu 16/Million/Jahr, Devasagayam et al. Stroke 2016) als in vielen Lehrbüchern steht. Frauen zwischen 30 – 50 Jahren sind dabei besonders betroffen. Da in Deutschland aufgrund der STIKO-Empfehlung vorwiegend junge Menschen mit dem AstraZeneca Impfstoff geimpft wurden (und hier besonders auch Pflegepersonal – häufiger weiblich) könnte dies eine Erklärung sein, warum man in Großbritannien, wo die gesamte Bevölkerung incl. der alten Menschen geimpft wurde, kein Hinweis auf eine erhöhte Inzidenz von Sinusvenenthrombosen gefunden hat. Trotzdem muss natürlich angesichts des zeitlichen Zusammenhangs ein kausaler Zusammenhang geprüft werden. Meine Prognose ist, dass sich plausiblere Erklärungen für die Thrombosen finden als die Impfung und dass auch die Inzidenzen bei genauer Überprüfung noch im Rahmen des Normalen liegen. Aber grundsätzlich ist das Paul-Ehrlich-Institut als regulatorische Behörde seiner Aufgabe nachgekommen, den Impfstoff wie jeden anderen Impfstoff auch zu überwachen.
Die Frage stellt sich allerdings, ob angesichts der Pandemielage und der damit verbunden Gefahren für die Bevölkerung, tatsächlich von politischer Seite ein Aussetzen der Impfung notwendig gewesen wäre. Bei Abwägung von Nutzen und Risiko wäre es durchaus vertretbar gewesen, die Impfkampagne fortzuführen. Sie ist ja eine ganz wesentliche Strategie zur Eindämmung des Coronavirus und ein notwendiges Gegengewicht zu den derzeitigen Lockerungen darstellt. Ohne das Impfen mit dem AstraZeneca Impfstoff dürfte die derzeitige Strategie nicht mehr aufgehen. Hinzu kommt das kommunikative Desaster. Es wird sehr schwer sein, das Vertrauen in den Impfstoff (das eh schon angekratzt war, wie die letzten Chat und Webinare der AMSEL gezeigt hatten) auf breiter Basis wiederherzustellen, auch wenn ich persönlich glaube, dass die Impfung mit dem AstraZeneca Impfstoff weiterhin sicher ist.
Ich hatte vor ein paar Jahren in Folge einer TVT (Auslöser unbekannt) eine Lungenembolie. Würden Sie in diesem Fall die Impfung befürworten oder eher zu einen anderen Impfstoff raten? Vielen Dank!
Wie sieht das jetzt bei uns MS’lern aus? Würden Sie da AstraZeneca empfehlen?
Wenn man bedenkt wie viele Thrombosen durch die Antibabypille ausgelöst werde.
Wenn man bedenkt, dass Rauchen dieses Risiko erheblich vergrößert, verwundert es doch nicht, dass überwiegend Frauen im gebärfähigen alter betroffen sind.
Auch die Blutgerinnungsstörung Morbus Willebrand könnte eine Ursache sein.
Wenn ich andererseits die möglichen Nebenwirkungen der Medikamente gegen MS liest,
mal ehrlich, da ist doch der Impfstoff PillePalle
Wäre es möglich bei Patienten eine Risikoüberprüfung im Hinblick auf die individuelle
Thrombosegefahr vorzunehmen bevor mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff geimpft wird?
Vermutlich ist der Impfstoff ja nicht für alle Patienten gleichermaßen geeignet.
Ich denke dabei an Vorerkrankungen und Belastungen durch den Lebensstil
(z.B. Rauchen) sowie an ein erhöhtes Thromboserisiko durch Medikamente die
regelmäßig eingenommen werden.