MS und andere Autoimmunerkrankungen

„Eine Autoimmunerkrankung kommt selten allein“ – das ist ein Merkspruch aus dem Medizinstudium, der durchaus seine Berechtigung hat. Da es sich bei der MS um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist es nicht überraschend, dass man bei MS Betroffenen bzw. in Familien von MS Betroffenen eine Häufung von Autoimmunerkrankungen beobachten kann.Am häufigsten ist die Kombination aus Multipler Sklerose und autoimmuner Schilddrüsenerkrankung, v.a. der Hashimoto Thyreoiditis. Diese lässt sich aber im Gegensatz zur MS sehr einfach behandeln – mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen ist das Problem in der Regel gelöst. Daher erregt das gleichzeitige Auftreten dieser beiden Erkrankungen häufig keine allzu große Aufmerksamkeit. Aber auch andere und deutlich problematischere Autoimmunerkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis oder autoimmune chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa oder M. Crohn) sind bei MS Betroffenen statistisch häufiger anzutreffen.

Abstimmung unter Fachdisziplinen erforderlich

Im Fall eines gemeinsamen Auftretens muss es das Ziel sein, dass sich die unterschiedlichen beteiligten Fachdisziplinen abstimmen und eine Therapie festlegen, mit der im günstigsten Fall die unterschiedlichen autoimmunen Organbeteiligungen gleichzeitig effektiv behandelt werden. Konkret an einem Beispiel erläutert: Wenn ein MS Betroffener zusätzlich an einer rheumatischen Arthritis erkrankt, ist eine B-Zell depletierende Therapie (z.B. Rituximab) das Mittel der Wahl, da für diese Substanzgruppe sowohl eine Wirkung bei rheumatoider Arthritis als auch bei der MS durch Studien belegt ist. Im Gegensatz dazu wäre die Wahl eines TNF-alpha Blockers (z.B. Infliximab) – das sind Standartsubstanzen zur Behandlung von Gelenkrheuma – nicht sinnvoll, weil man weiß, dass die Gabe von TNF-alpha Blockern bei MS Patienten unter Umständen zu einer Verschlechterung der MS führen kann. Man sieht an diesem Beispiel, wie wichtig die Abstimmung zwischen den beteiligten Fachärzten in einer solchen Situation ist.

Häufig von Betroffenen nachgefragt ist auch das Auftreten von Autoimmunerkrankungen des Auges. Die MS ist ja dafür bekannt, dass v.a. in den Anfangsstadien der Sehnerv betroffen ist – man bezeichnet diese Entzündung als Retrobulbärneuritis. Eine andere Autoimmunerkrankung des Auges ist die Uveitis. Mit diesem Begriff wird die Entzündung der Uvea, der mittleren Schicht des Auges bezeichnet. Die Uvea besteht aus der Iris (Regenbogenhaut), dem Ziliarkörper und der Aderhaut. Eine autoimmune Uveitis wird häufiger bei MS Betroffenen als in der Allgemeinbevölkerung beobachtet. Außerdem haben Studien gezeigt, dass Menschen mit Uveitis auch ein erhöhtes Risiko für MS haben. Die Behandlung einer Uveitis erfolgt zum einen lokal mit entzündungshemmenden Augentropfen, zum anderen mit systemischen entzündungshemmenden Medikamenten wie Kortikosteroiden oder klassischen Immunsuppressiva.

Die Symptome einer Uveitis können von Person zu Person variieren, abhängig von der Schwere und Art der Entzündung. Ähnlich wie bei einer Retrobulbärneuritis kann es auch zu verschwommenem Sehen, Schmerzen am Auge und erhöhter Blendungsempfindlichkeit kommen. Im Gegensatz aber zur Retrobulbärneuritis kann man bei einer Uveitis aber auch Veränderungen des Auges selbst sehen, meist in Form einer deutlichen Rötung – d.h. der Augenarzt kann eine Uveitis in der Regel gut erkennen und zuordnen. Bei der Retrobulbärneuritis gilt weiterhin der Grundsatz „der Augearzt sieht nichts – und der Patient sieht nichts“ – auch so ein Merksatz aus dem Medizinstudium.

Somit lässt sich feststellen, dass beide Erkrankungen eine autoimmune Ursache haben können und ein statistisch gehäuftes gemeinsames Auftreten zeigen, aber in der Regel sind es isolierte und unterscheidbare Erkrankungen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unsere Website verwendet Cookies und sammelt dabei Informationen über Ihren Besuch, um unsere Website zu verbessern (durch Analyse), Ihnen Social Media-Inhalte und relevante Werbung anzuzeigen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite . Sie können zustimmen, indem Sie auf die Schaltfläche "Akzeptieren" klicken.

Cookie-Einstellungen

Unten können Sie auswählen, welche Art von Cookies Sie auf dieser Website zulassen. Klicken Sie auf die Schaltfläche "Cookie-Einstellungen speichern", um Ihre Auswahl zu übernehmen.

FunktionalUnsere Website verwendet funktionale Cookies. Diese Cookies sind erforderlich, damit unsere Website funktioniert.

AnalyticsUnsere Website verwendet analytische Cookies, um die Analyse und Optimierung unserer Website für a.o. die Benutzerfreundlichkeit.

Social Media, YouTube, VimeoUnsere Website platziert Social Media-Cookies, um Ihnen Inhalte von Drittanbietern wie YouTube und FaceBook anzuzeigen. Diese Cookies können Ihre persönlichen Daten verfolgen.

WerbungUnsere Website platziert Werbe-Cookies, um Ihnen Werbung von Drittanbietern zu zeigen, die Ihren Interessen entspricht. Diese Cookies können Ihre persönlichen Daten verfolgen.

AndereAuf unserer Website werden Cookies von Drittanbietern von anderen Diensten von Drittanbietern platziert, bei denen es sich nicht um Analysen, soziale Medien oder Werbung handelt.