Lemtrada

Seit mehr als einem Jahr ist der monoklonale Antikörper Lemtrada® (Alemtuzumab) in Deutschland zur Behandlung der schubförmigen MS zugelassen. Obwohl es sich den Studiendaten nach um eine sehr wirkungsvolle MS-Therapie handelt, ist das Medikament immer noch eine recht unbekannte Substanz.Warum ist dem so? Die Wirksamkeitsdaten von Lemtrada® sind aus meiner Sicht überzeugend. Im Vergleich zu Rebif® wurde v.a. bei therapieerfahrenen Patienten eine signifikante Senkung der Schubrate erzielt und die Behinderungsprogression bei mehr als zwei Dritteln der Patienten mittlerweile über einen Beobachtungszeitraum von 4 Jahren signifikant verzögert. Bei ca. einem Drittel der Patienten hat man sogar eine anhaltende Verbesserung des Behinderungsgrades gefunden.

Das könnte mit dem besonderen Wirkungsmechanismus von Lemtrada® zusammenhängen. Der Antikörper führt zu einer langanhaltenden Zerstörung von Immunzellen – insbesondere von T-Zellen, die ja in der Krankheitsentstehung der MS eine wichtige Rolle spielen. Man stellt sich vor, dass das Immunsystem, wenn es sich wieder erholt – wir sprechen von Rekonstitution – evtl. auf ein anderes Level zurückkehrt und weniger aggressiv agiert. Diese Hypothese ist zwar noch nicht bewiesen, aber eine Hoffnung, dass durch das Medikament die Erkrankung langanhaltend beeinflusst werden kann. Voraussetzung dafür ist, man steigt früh genug ein.

Trotz dieser interessanten Überlegungen haben viele Ärzte und Patienten Lemtrada® als Therapieoption – insbesondere für aktivere Krankheitsverläufe  – nicht auf dem Schirm oder wollen es nicht auf dem Schirm haben. Das mag damit zu tun haben, dass für Lemtrada® ausgedehnte Nebenwirkungen kommuniziert werden. Das fängt an mit Infusionreaktionen, die grundsätzlich erwartet werden, einer vermehrten Infektionsneigung, die viele Patienten ängstigt, und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen v.a. der Schilddrüse und des blutbildenden Systems, die ebenfalls die Sorge vor dem Medikament erhöhen – nicht selten hört man den Begriff „Teufelszeug“.

Ich sehe das entspannter und bin letztlich froh, dass mit Lemtrada® eine weitere Option verfügbar ist, um aktive Krankheitsverläufe effektiv zu behandeln. Natürlich gibt es in dieser Kategorie der sehr wirksamen Medikamente „nichts umsonst“. Aber die realen Nebenwirkungen sind letztlich durchaus berechenbar.

Die Infusionsreaktionen sind – entgegen der Berichte aus den klinischen Studien – eher mild und gut zu behandeln. Mit einer entsprechenden Vormedikation treten kaum Probleme auf.

In der Tat haben wir beobachtet, dass die Patienten 1 – 2 Monate nach der Infusion für Infekte anfälliger sind. Hier sollte man gut aufpassen, um den Heilungsprozess einer solchen Infektion ggf. zu unterstützen.

Die Autoimmunphänomene, die im Verlauf auftreten können, sind bei regelmäßiger Überwachung gut zu entdecken und können dann auch behandelt werden. Voraussetzung ist aber, dass sich Arzt und Patient strikt an die Monitoring Vorgaben halten.

Anmerkung: Informationen über die Wirkweise von Alemtuzumab finden Sie unter www.amsel.de/multimedia/MS behandeln.

17 Kommentare

  1. Das Lemptrada Medikament hält leider nur 5 Jahre im Körper. Ich habe es 2016 per Infusion bekommen. Anfangs konnte ich wieder alles machen. Gut laufen ohne Hilfsmittel. Treppen steigen, kein Schwindel und nur etwas Kribbeln von den Füßen. Aktuell geht sehr wenig das Laufen nur noch mit Rollator. Bin Gottlob Frührentner, habe mich um Betreutes Wohnen & Pflegedienst bei Zeiten gekümmert. Das Unterstützer Programm zu Lemptrada läuft auch nur 5 Jahre seitens der Klinik. Ende des Jahres ist damit Schluss und ich muss mir was neues suchen. Nebenwirkung hatte ich nur eine Schulden unterfunktion bekommen nach 3 Jahren. Alles andere blieb mir erspart. Ein Glück. Aktuell trage ich am rechten Bein eine Orthese. Kann nur noch wenige Meter in der Wohnung Laufen. Alles trotz Gymnastik 2x wöchentlich. Mein Fazit das Zeug wirkt anfangs super. Lässt aber nach 5 Jahren extrem schnell nach. Obwohl mir versichert wurde das hält 10 Jahre. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. Programm zu Ende ich muss mir was neues suchen.

  2. 49 Jahre, definitive Diagnose im Mai 2012, Erstvermutung 1998.
    Seit 02/2016 BT, katastrophale Verschlechterung in allen Bereichen.
    BT abgebrochen.
    Cortison-Stoß 3x 500 Anfang Januar, im direkten Anschluß 5x 1000 Mitte Januar, keine Nebenwirkung, keine Wirkung,
    Womit pumpt ihr uns voll?
    Kann ich euch sagen: 1 Spritze Copax 40: 105,- € Die Pharma-Industrie lacht sich kaputt und wird uns auf keinen Fall schnellstmöglich ein Medikament vertrieben, das die Medizin erst noch finden muß, wenn ihr versteht, was ich damit andeuten möchte.
    good grief.

    Liebe Grüße,

    Andreas

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unsere Website verwendet Cookies und sammelt dabei Informationen über Ihren Besuch, um unsere Website zu verbessern (durch Analyse), Ihnen Social Media-Inhalte und relevante Werbung anzuzeigen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite . Sie können zustimmen, indem Sie auf die Schaltfläche "Akzeptieren" klicken.

Cookie-Einstellungen

Unten können Sie auswählen, welche Art von Cookies Sie auf dieser Website zulassen. Klicken Sie auf die Schaltfläche "Cookie-Einstellungen speichern", um Ihre Auswahl zu übernehmen.

FunktionalUnsere Website verwendet funktionale Cookies. Diese Cookies sind erforderlich, damit unsere Website funktioniert.

AnalyticsUnsere Website verwendet analytische Cookies, um die Analyse und Optimierung unserer Website für a.o. die Benutzerfreundlichkeit.

Social Media, YouTube, VimeoUnsere Website platziert Social Media-Cookies, um Ihnen Inhalte von Drittanbietern wie YouTube und FaceBook anzuzeigen. Diese Cookies können Ihre persönlichen Daten verfolgen.

WerbungUnsere Website platziert Werbe-Cookies, um Ihnen Werbung von Drittanbietern zu zeigen, die Ihren Interessen entspricht. Diese Cookies können Ihre persönlichen Daten verfolgen.

AndereAuf unserer Website werden Cookies von Drittanbietern von anderen Diensten von Drittanbietern platziert, bei denen es sich nicht um Analysen, soziale Medien oder Werbung handelt.