Man liest viel über positive Studienergebnisse zu bestimmten Wirkstoffen. Über gescheiterte MS-Wirkstoffe hört man später hingegen oft wenig. Warum das so ist und wo man Details zu einzelnen nicht zugelassenen Wirkstoffen nachlesen kann, darüber berichtet Prof. Mathias Mäurer in diesem AMSEL-Video.
Von gescheiterten MS-Wirkstoffen zu sprechen, ist eigentlich falsch. Besser träfe es: Wirkstoffe mit negativen Studienergebnissen. Es liegt leider in der Natur der Sache, dass nicht alle Wirkstoffe, die im Mausmodell oder bei anderen Krankheiten erprobt sind, auch bei der menschlichen MS wirken. Darum werden sie ja peu à peu erprobt.
Und es gibt zigfache Gründe, warum der einzelne Wirkstoff die Zulassungshürde nicht nimmt, womöglich schon nach Phase 1 scheitert. Zu wenig Wirkung, zu starke Nebenwirkungen, falsches Studiendesign… Und – in seltenen Fällen – auch unterschiedliche Ansichten übernationaler Behörden.
Ein wichtiger Faktor bei der Multiplen Sklerose: Dass Wissenschaftler weltweit inzwischen mehr zur Neuroprotektion und zur Remyelinisierung bei MS forschen. Während man die Entzündungsebene der MS medikamentös schon relativ gut beeinflussen kann, ist die Aufgabe, die Degeneration aufzuhalten, womöglich bereits vorhandene Schäden rückgängig zu machen, ungleich komplizierter. Daher scheitern Wirkstoffe mit diesem Ansatz häufig. Zumal auch die Frage der Erfolgsmessung nicht so einfach ist wie bei der Schubrate.
Prof. Mathias Mäurer spricht in diesem Video über das, was häufig unter den Tisch fällt, nämlich Wirkstoffe mit negativem Studienergebnis wie Grüner-Tee-Extrakt, hochdosiertes Biotin oder Anti-Lingo1 (Opicinumab). Und verrät, wo man suchen kann, wenn man sich genauer dafür interessiert, etwa die Übersichtsarbeit „Failed, Interrupted, or Inconclusive Trials on Neuroprotective and Neuroregenerative Treatment Strategies in Multiple Sclerosis: Update 2015–2020“ auf PubMed.