HIIT- Intensives körperliches Training mit MS

Es gibt nach wie vor MS-Patienten, die sich in Bezug auf Sport und Bewegung unsicher sind, erst recht bei intensivem Training. Deswegen möchte nochmals betonen, dass die alte Sichtweise, man müsse sich mit einer chronischen Erkrankung wie der MS körperlich schonen und dürfe sich nicht überanstrengen, so nicht mehr haltbar ist. Sport hat gerade bei MS viele positive Aspekte. Siehe dazu auch der Docblogbeitrag „Sport und MS“.

Wissenschaftlich ist sogar genau das Gegenteil der Fall – es zeigt sich immer deutlicher, dass gerade MS-Patienten von Bewegungsprogrammen im Hinblick auf die Verringerung MS-spezifischer Symptome profitieren. Es ist sogar so, dass MS-Betroffene besonders von intensivem körperlichen Training profitieren. Diese intensivierten Trainingskonzepte gewinnen auch immer mehr Bedeutung für die Rehabilitation von MS-Betroffenen.

In Deutschland beschäftigt sich vor allem der Sportwissenschaftler Prof. Philipp Zimmer vom Institut für Sportwissenschaften der Technischen Universität Dortmund mit der Wirkung von hochintensivem Intervalltraining (High Intensity Interval Training – HIIT) bei Multipler Sklerose.

Hochintensives Intervalltraining (HIIT) ist ein Trainingsprotokoll, bei dem kurze Phasen intensiver anaerober Übungen von Erholungsphasen gefolgt werden – also maximale oder nahezu maximale Anstrengung wechselt sich mit Ruhephasen oder Phasen geringer Aktivität ab. Mit diesem Trainingsprogramm konnte bei MS-Betroffenen die aerobe Kapazität und die Ermüdbarkeit effizient verbessert werden. Neuere Studien zeigen zudem, dass HIIT im Gegensatz zu moderatem kontinuierlichem Training bestimmte Entzündungsmarker reduziert und somit ggf. nicht nur zur Symptomverbesserung beiträgt, sondern auch biologische Prozesse, die für den Krankheitsverlauf entscheidend sind, beeinflusst.

HIIT – intensives Intervalltraining auch bei Multipler Sklerose

In klinischen Studien hat die Arbeitsgruppe von Philipp Zimmer eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und unterschiedlichen Bewegungsprogrammen untersucht. Hierbei konnte gezeigt werden, dass das die Kombination von HIIT mit kognitiver Verhaltenstherapie in Bezug auf Lebensqualität und kardiorespiratorische Fitness besser abschneidet als die Anwendung von moderatem körperlichem Training. Insbesondere profitieren jüngere Personen, die zuvor ein relativ niedriges Level an kardiorespiratorischer Fitness aufweisen.

Für die Zukunft darf man gespannt darauf sein, was an Erkenntnissen im Hinblick auf die immunmodulatorischen Effekte von intensiviertem körperlichem Training herausgefunden wird. Wer neugierig ist, der sei noch auf ein kürzlich publiziertes (und frei verfügbares) systematischen Review der Dortmunder Arbeitsgruppe hingewiesen, das sich mit der Wirkung von Sport, Bewegung und Fitness auf Krankheitsaktivität und Progression auseinandersetzt (Fitness, physical activity, and exercise in multiple sclerosis: a systematic review on current evidence for interactions with disease activity and progression – PubMed (nih.gov))

Intensiv trainieren trotz Einschränkungen

Auch wenn noch viel Forschungsarbeit zu leisten ist, so zeigen diese modernen Ansätze, dass es keinen Grund gibt, dass sich MS-Betroffene körperlich schonen. Es gibt keine Evidenz, dass auch hartes und intensives Training zu negativen Effekten führt. Im Gegenteil spricht die aktuelle wissenschaftliche Forschung sogar dafür, dass intensives und körperlich anstrengendes Training bei MS bessere Effekte erzielen kann als moderates Training und ggf. sogar Potential im Hinblick auf die Modifikation des Krankheitsverlaufes besitzt.

Bei Patienten mit stärkerer Behinderung stellt sich natürlich die Frage, wie genau man das intensive körperliche Training gestaltet – hier bestehen sicherlich größere Hürden als bei körperlich wenig beeinträchtigten Personen mit MS. Es ist aber eine zunehmende Tendenz in den spezialisierten MS-Reha Zentren zu beobachten, sich genau dieser Herausforderung zu stellen und auch schwerer betroffene Patienten an intensives körperliches Training heranzuführen.

Hinweis: HIIT trainiert man am besten mit fachlicher Begleitung und Face-to-Face. AMSEL bietet zwar kein HIIT an, dafür aber regelmäßige Online-Workouts mit einer Neuro-Rehatrainerin, auch für schwerer Betroffene. Die derzeit laufenden Kurse sind ausgebucht. Ab Mitte März können sich Sportinteressierte auf der Webseminarseite der AMSEL für die neuen Kurse ab 2. Mai 2023 anmelden.

3 Kommentare

  1. Ich habe meine fatique durch HIT besser im Griff und merke auch weniger Nebenwirkungen beim meiner zweiwöchigen Injektion wenn ich regelmäßig ins Training gehe 😊
    Liebe Grüße
    Britta

  2. Ich habe nach längerer Pause vor einigen Wochen wieder mit HIIT angefangen und es geht mir damit so gut wie lange nicht mehr. Für mich passt das tatsächlich exakt zu den Ergebnissen der zitierten Studie!

  3. Leider ist das nicht bei jedem MS Beroffenen so der Fall. Vieleicht sollte man mehr auf Fatigue Rücksicht nehmen.
    Musste gerade schweren Herzens meinen Sport endgültig abbrechen. Fazit: Bewegung ja, Sport nein
    Viele Grüße
    ES aus G

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