Die COVID 19-Impfung ist für MS-Patienten sinnvoll!

Man kann sich ja wirklich nicht beschweren, dass es aktuell zu wenig Informationen zu SARS-CoV2 und COVID 19 gibt – eigentlich kann man so viel zu diesen Themen auf den verschiedensten Informationskanälen erfahren, dass ich mich hin und wieder frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, im Blog noch zusätzlich etwas zu dieser Thematik zu schreiben.Gerade deswegen bin ich auch immer wieder erstaunt, wie viele Gerüchte und Fehlinformationen sich hartnäckig in der Öffentlichkeit halten – und das zwingt einen geradezu zu einer Reaktion. So sprechen mich aktuell immer wieder Patienten an, die mich nach meiner Meinung zur COVID 19-Impfung bei MS fragen, denn „die Impfung wäre ja gar nicht bei Autoimmunerkrankungen zugelassen“. Wie bitte – denke ich dann bei mir – wir informieren seit Jahren darüber, dass eine Impfung – egal gegen was – insbesondere bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen immer besser ist, als das Risiko einzugehen, die echte Erkrankung durchzumachen. Und diese grundsätzliche Erkenntnis gilt selbstverständlich auch für die Atemwegserkrankung COVID 19. Also, um es noch einmal klar zu formulieren: Ja, die COVID 19-Impfung ist bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen sinnvoll und daher auch bei Patienten mit Multipler Sklerose zu empfehlen!

mRNA-Impfstoffe sind Totimpfstoffe

Die neuen mRNA Impfstoffe und auch der demnächst verfügbare Impfstoff von AstraZeneca sind Impfstoffe, die sich nicht im Körper der geimpften Personen vermehren können – es handelt sich somit um sog. „Totimpfstoffe“. Die Anwendung von „Totimpfstoffen“ ist bei Autoimmunerkrankungen, auch wenn eine Behandlung mit einer Immuntherapie erfolgt, unproblematisch und ungefährlich. Es sei an dieser Stelle nochmals daran erinnert, dass es keine Evidenz dafür gibt, dass MS durch Impfungen ausgelöst wird, bzw. dass Schübe durch Impfungen hervorgerufen werden. Es gilt lediglich der Grundsatz, dass „Totimpfstoffe“ ca. 2 – 4 Wochen vor Beginn einer Immuntherapie verabreicht werden sollten. Aber auch Patienten, die bereits mit einem Immuntherapeutikum behandelt werden, können mit „Totimpfstoffen“ geimpft werden. Hier muss darüber aufgeklärt werden, dass das Ansprechen auf eine Impfung ggf. durch die Einnahme der Immuntherapie vermindert ist. Gefährlich ist die Gabe eines Totimpfstoffs für einen behandelten MS-Patienten nicht – lediglich bei Lebendimpfstoffen ist Vorsicht geboten.

Glücklicherweise stelle ich allerdings fest, dass die meisten MS-Patienten einer COVID 19 Impfung sehr aufgeschlossen gegenüber stehen. Die Mehrzahl ist eher enttäuscht, dass aktuell keine Priorisierung für Patienten mit Autoimmunerkrankungen besteht. Nun ist es grundsätzlich so– das wurde auch im Blog schon häufiger diskutiert – dass eine MS nicht die Empfänglichkeit für COVID 19 erhöht. Ebenso besteht auch durch eine MS, gleich ob mit oder ohne Therapie, kein erhöhtes Risiko für einen schwereren Erkrankungsverlauf – es gelten die gleichen Risikofaktoren wie in der Allgemeinbevölkerung. Daher wurden in erster Linie hochbetagte Menschen (mit entsprechenden Vorerkrankungen) und medizinisches Personal priorisiert. Auch wenn ich verstehen kann, dass viele MS-Patienten enttäuscht sind, dass sie noch warten müssen, ist das aktuelle Vorgehen sinnvoll – denn hochbetagte  Menschen sterben überproportional häufig und müssen geschützt werden. Ich bin mir zudem sicher, dass in nicht allzu ferner Zeit genügend Impfstoff für alle Impfwilligen zur Verfügung steht.

Bis dahin sollte man sich damit trösten, dass jedes geimpfte Individuum uns dem Ziel einer Herdenimmunität und damit dem Ende der Pandemie näher bringt. Auch wenn man nicht selbst geimpft ist, bedeutet ein geimpfter Mitmensch einen grundsätzlichen Fortschritt. In diesem Sinn möchte ich diejenigen Personen mit MS motivieren,  sich impfen zu lassen, die noch ängstlich und zurückhaltend sind – die Impfung ist auch bei MS sinnvoll und wichtig für die Allgemeinheit. Und ich möchte diejenigen beruhigen, die traurig sind, dass sie trotz einer chronischen Erkrankung noch warten müssen – auch sie werden bald an die Reihe kommen. Nutzen sie die verbleibende Zeit damit, ihre Überzeugung im Hinblick auf die Impfung an andere Betroffen weiterzugeben.

3 Kommentare

  1. Hallo
    Ich stimme diesem Thema vollständig zu. Auch ich bin kein Impfgegner und kann es verstehen, wenn unsere ältere Mitbürger vorgezogen werden. Ich kann warten bis wir an der Reihe sind. Auch wurde mir gesagt das MS keine Autoimmunkrankeit ist ,ist lachhaft. Schließlich hat dies meine ehemalige ehemalige Neurologe schon erwähnt. Meine neue Neurologe beschäftigt sich noch mit meinem Fall.

  2. Hallo
    Mir hat vor ein Neurologe vor einigen Monaten auf die Frage „wie es um die Infektanfälligkeit nach einer Cortisontherapie steht“, (ich hatte darüber im Internet nichts gefunden) folgendes.
    „Vor mehreren Jahren habe man dies untersucht und habe dabei festgestellt, dass Patienten nach einer Cortisontherapie noch ein Jahr danach anfälliger für eine Infektion waren“.
    Wenn ich jetzt bedenke, dass viele von uns eine solche Therapie in den letzten Monaten hinter sich gebracht haben, ist meines Erachtens ein erhöhtes Infektionsrisiko gegeben und nicht zu verachten.
    LG
    Arno

  3. Hallo

    Sowas zu lesen erleichtert mich persönlich sehr. Bin kein impfgegner, aber halt auch vorsichtig. Da ich die ms nicht außer Acht lasse. Eine Frage hätte ich aber noch. Ich Spritze seit September 2017 betaferon. Bin sehr gut eingestellt. Das kann ich, wenn wir oder ich msler dran sind bedenkenlos normal weiter machen?!

    Lg Michaela

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