Multiple Sklerose bei Kindern (1)

Ich möchte vorrausschicken, dass ich kein Neuropädiater und auch kein Experte für die kindliche MS bin. Daher habe ich auch bisher zu diesem Themengebiet keinen Beitrag geschrieben, obwohl sich auch bei der Behandlung der kindlichen MS in den letzten Jahren viel getan hat.

Es gibt aber immer wieder Fragen an die AMSEL, wie die Datenlage aussieht und welche Präparate bei Kindern mit Multipler Sklerose eingesetzt werden können.

Das möchte ich zum Anlass nehmen, die kindliche MS und ihre Behandlung kurz zusammenzufassen. In diesem ersten Teil geht es um die klinischen Besonderheiten der kindlichen MS. In einem zweiten Teil soll es darum gehen, welche Präparate derzeit für die Behandlung der kindlichen MS zugelassen sind – zumal gerade die Placebo-kontrollierte Phase III Studie zur Wirkung von Teriflunomid (Aubagio) bei pädiatrischen Patienten publiziert wurde (Chitnis et al. Safety and efficacy of teriflunomide in paediatric multiple sclerosis (TERIKIDS): a multicentre, double-blind, phase 3, randomised, placebo-controlled trial. Lancet Neurol 2021 Dec;20(12):1001-1011).

Dieser Artikel kann aber nur einige oberflächliche Informationen zur Orientierung geben – spezielle Fragen sollten unbedingt mit einem Neuropädiater besprochen werden.

3-5 % erhalten ihre MS-Diagnose im Kindesalter

Nur 3-5% aller MS-Erkrankungen treten in den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen auf, wobei auch nochmals zwischen der Altersgruppe der über 10-jährigen und der unter 10-jährigen unterschieden werden muss, da bei letzterer Gruppe das Auftreten einer MS eine Rarität darstellt. Die kindliche MS verläuft in der Regel schubförmig, die Schubrate ist bei Kindern und Jugendlichen bis zu 2,3 x höher als bei Erwachsenen. Kinder erholen sich allerdings nach einem klinischen Schub häufig schneller und kompletter als Erwachsene, sodass es durchschnittlich länger dauert, bis irreversible Behinderungen auftreten.

Dies führte früher zu der Annahme, dass die kindliche MS gutartiger verläuft als die MS des Erwachsenen. Zieht man allerdings den im Schnitt 10 Jahre früheren Beginn der Erkrankung in Betracht, so ist die Prognose der MS bei Beginn im Kindes- und Jugendalter eher ungünstiger als bei einem Beginn im Erwachsenenalter.

In MRT Studien zeigte sich, dass Kinder bei Diagnosestellung eine höhere T2-Läsionslast und mehr frische entzündliche Aktivität (gemessen anhand der Gadolinium-Aufnahme) aufweisen. Außerdem zeigten sich im MRT bei Erstmanifestation bereits geringere Hirnvolumina als bei altersentsprechenden Kontrollen. Passend zu diesen Befunden finden sich bei 30 – 50 % aller Kinder und Jugendlichen mit MS kognitive Auffälligkeiten vor allem im Bereich des Arbeitsgedächtnisses, was sich auf die Ausbildung und das Erreichen von beruflichen Zielen auswirken kann. Auch eine MS induzierte Müdigkeit und Depression können einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen haben.

Übergewicht als besonderer Einflussfaktor bei Mädchen

Die Faktoren, die das MS Risiko beeinflussen, unterscheiden sich nicht wesentlich zwischen Erwachsenen und Kinder. Auch bei Kindern und Jugendlichen sind Vitamin D-Spiegel, Übergewicht, eine stattgehabte Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, und (Passiv-) Rauchen zu nennen.

Übergewicht kann zu einem erhöhten MS-Risiko bei Mädchen <18 Jahren führen, bei Jungen konnte dieser Zusammenhang nicht nachgewiesen werden. Auch eine frühe Menarche (Beginn der Regelblutung) ist mit einem höherem MS-Risiko assoziiert. Nachdem ein direkter Zusammenhang zwischen Menarche und Body-Mass-Index (BMI) besteht, unterstreicht auch dieser Befund die Bedeutung des kindlichen Übergewichtes als Risikofaktor für die MS. Übergewicht vermindert zudem den Vitamin D Spiegel in allen Altersgruppen – und die Bedeutung von Vitamin D als Risikofaktor für die MS ist ebenfalls unbestritten. Auch Rauchen gilt als wichtiger Risikofaktor, wobei Kinder und Jugendliche vor allem durch das Passiv-Rauchen gefährdet werden.

Eltern sollten daher auf eine gesunde Ernährung, die Vermeidung von Übergewicht durch Sport und Bewegung und das Vermeiden eines passiven Nikotinkonsums achten. Dies sind natürlich sowieso wesentliche Bestandteile eines gesunden Aufwachsens, spielen aber im Kontext einer MS eine besondere Rolle.

Welche MS-Therapien auch bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz kommen können – darum geht es im nächsten Beitrag hier auf MS-Docblog.

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