Ohne jeden Zweifel war 2020 ein sehr eigenwilliges Jahr. Ich denke, niemand hätte sich Anfang des Jahres träumen lassen, was wirklich auf uns zukommt. Eine Pandemie solchen Ausmaßes, mit diesen Auswirkungen auf das private und berufliche Leben war schlichtweg unvorstellbar.
Für Patienten mit MS war COVID19 anfangs eine große Verunsicherung. Es war ja unklar, ob die Einnahme von Immuntherapien zur Behandlung der MS eine negative Auswirkung auf die Empfänglichkeit für die Virusinfektion hat. Hier hat sich der Wert des schnellen Informationsaustausches über soziale Netzwerke und die weltweite Vernetzung von MS Zentren gezeigt – relativ bald verfestigte sich der Eindruck, dass MS Patienten, egal ob mit oder ohne Therapie mit der Erkrankung recht gut zurechtkommen und für Personen mit MS die gleichen Risikofaktoren gelten wie für die Allgemeinbevölkerung.
Dadurch konnte auch nach einer kurzen Phase der Unsicherheit die Linie verfolgt werden, dass trotz COVID19 die MS im Fokus aller Überlegungen stehen muss und weder ein Verschieben noch ein Aufschieben einer notwendigen Immuntherapie gerechtfertigt ist.
Trotzdem hat die Pandemie Spuren hinterlassen – der eingeschränkte Zugang zur Rehabilitation oder auch zur Physio- und Ergotherapie im Frühjahr war vor allem für schwerer Betroffene ein großes Problem. Und auch die eingeschränkte Aktivität der Selbsthilfe war und ist ein belastender Faktor.
Licht am Ende des Tunnels
Dennoch glaube ich, auch angesichts der erneut verschärften Maßnahmen, dass bereits das Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass die COVID19-Impfung uns einen gewaltigen Schritt in Richtung Normalität bringen wird. Wenn große Teile der Risikogruppen geimpft sind, dann wird im Gesundheitssystem eine merkliche Entspannung eintreten. Bis dahin gilt es zwar noch durchzuhalten und die letzten Kräfte zu bündeln, aber ich denke, das wird uns gelingen.
Vor dem Hintergrund der Pandemie sind einige Entwicklungen, die es dieses Jahr bei der MS gab etwas in den Hintergrund getreten – dennoch gab es mit Siponimod und Ozanimod Neuzulassungen, und mit Ofatumumab steht ein vielversprechendes Konzept kurz vor der Zulassung. Sowohl über B-Zell-gerichtete Therapien als auch über die Weiterentwicklungen der S1P-Modulatoren werden wir in 2021 bestimmt noch eine Menge hören. Außerdem stehen für Deutschland die neuen MS-Leitlinien kurz vor der Veröffentlichung, die wir sicherlich hier im DocBlog diskutieren werden. Allerdings glaube ich, dass wir uns Anfang 2021 erst einmal wieder intensiv mit dem Thema Impfen beschäftigen werden. Die Impfgegner bringen sich ja schon in Stellung, wir werden mit sachlicher und fundierter Information dagegenhalten.
Auch 2021 sachlich und fundiert informieren
Ich hoffe, dass mir dies, nämlich Sie sachlich und fundiert zu informieren, auch im bald vergangenen Jahr 2020 gelungen ist. Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen in 2021, wobei es bitte etwas weniger aufregend werden sollte als in 2020. In diesem Sinne möchte ich Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen, auch wenn es vielleicht dieses Jahr etwas stiller und beschaulicher als in vergangenen Jahren werden wird. Kommen Sie gut in das neue Jahr und bleiben Sie gesund.
Ihr Mathias Mäurer
Lieber Herr Professor Mäurer,
herzlichen Dank für Ihre informativen und motivierenden Beiträge in diesem Jahr. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute, Gesundheit und Erfolg im kommenden Jahr.
Viele Grüße
Caterine Schonath