„Meine Freundin hat mir das gegeben, schauen Sie mal – meinen Sie wirklich, ich muss die starken Medikamente weiternehmen?“ – Die Patientin reicht mir stolz einen säuberlich ausgeschnittenen Artikel aus einer Illustrierten. „Geheilt durch Naturheilkunde“ steht in großen Lettern über dem Artikel. Darunter ein Bild von Gabi B., die unter einer MS leidet, stolz neben einem Rollstuhl posierend und in die Kamera lächelnd. Neben ihr ein älterer Herr, der Heiltränke aus Pflanzensamen braut und dieses „Wunder“ für sich beansprucht. Daneben ist unauffällig die Werbung für dieses „fantastische“ Produkt platziert.
Etwas lustlos nehme ich den Zeitungsausschnitt an mich, betrachte ihn. Ich muss aufpassen, dass ich den richtigen Ton treffe, nicht zu barsch antworte. Die Patientin kann ja nichts dafür – jeder Mensch mit einer chronischen Erkrankung hält die Augen auf und reagiert interessiert und hoffnungsvoll, wenn irgendwo über therapeutische Erfolge berichtet wird. Trotzdem ärgern mich solche Artikel – ich kann es nicht leugnen.
Aber ich möchte die Patientin nicht abwiegeln, sie hat eine vernünftige Antwort verdient.
Als Ärzte sind wir unseren Patienten verpflichtet, unser ganzes Handeln muss darauf ausgerichtet sein, einem Kranken bestmöglich zu helfen. Daher frage ich die Patienten mit den Zeitungsartikeln gerne, warum sie denken, ich hätte einen Grund, ihnen so wichtige Informationen bzw. so „wirkungsvolle“ Medikamente vorzuenthalten. Warum sollten sich die Forschungseinrichtungen und MS-Spezialisten in Deutschland einer solchen Errungenschaft verschließen?
„Vielleicht weil es doch nicht so toll ist“ – meistens kommen die Patienten nach genauem Überlegen zu diesem Schluss, und genau so ist es!
In der Tat ist es übrigens gar nicht so, dass sich die Wissenschaft den Konzepten, die aus der Homöopathie, Naturheilkunde und dem gesamten alternativ-medizinischen Feld kommen, verschließt. Im Gegenteil, Wissenschaftler sind grundsätzlich neugierig und in der Regel nicht abgeneigt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Allerdings erfolgt das nach bestimmten Regeln, die unter dem Begriff der „empirischen Forschung“ zusammengefasst sind.
In der Regel legen die Menschen in Deutschland sehr großen Wert auf empirische Forschung. Wenn sie ein Auto kaufen, dann wollen sie nicht daran glauben, dass es einen Crashtest besteht und der Airbag aufgeht, sondern sie wollen es wissen. Sie lesen Testberichte, vergleichen und legen Wert auf fundierte Daten. Bei technischen Produkten ist das völlig normal und akzeptiert.
Seltsamerweise ist man in Deutschland, was medizinisch-therapeutische Konzepte angeht aber ziemlich unkritisch. Da kann jeder irgendetwas behaupten und findet häufig Gehör, während die empirische Wissenschaft häufig abfällig als „Schulmedizin“ abgetan wird.
Dabei kümmert sich die „Schulmedizin“ um die Einhaltung bestimmter Regeln – sie ist eine Art „Stiftung Warentest“. Bevor einem Wirkstoff, einem Medikament nachgesagt werden darf, dass es zum Beispiel bei MS wirkt, muss es einen komplizierten Prüfungsprozess durchlaufen. Erst wenn diese Prüfungen bestanden wurden, darf es in den Handel kommen und verordnet werden.
Der Kern einer solchen Prüfung ist die kontrollierte klinische Studie an mehreren (im Fall der MS) tausend Patienten weltweit, in der der neue Wirkstoff gegen Placebo oder ein Vergleichspräparat getestet wird. In solchen Studie wird das Medikament verblindet gegeben, d.h. weder Arzt noch Patient wissen,ob sie den Wirkstoff oder ein Placebo-Präparat erhalten. Damit wird die Beeinflussung durch eine Erwartungshaltung, besser bekannt als Placeboeffekt, möglichst gering gehalten.
Am Ende des Studienprogramms werden die Daten dann von unabhängigen Wissenschaftlern ausgewertet, und mit statistischen Methoden überprüft, ob sich ein bedeutsamer Unterschied ergibt. Die Ergebnisse werden Wissenschaftlern und Ärzten möglichst frühzeitig zur Verfügung gestellt und dadurch weltweit kommentiert und interpretiert. Dadurch sind uns Neurologen die meisten vielversprechenden Entwicklungen schon Jahre vor ihrer Verfügbarkeit bekannt.
Aber nur, wenn eine Studie positiv ausgegangen ist, diese Ergebnisse reproduziert werden konnten und das Präparat innerhalb des Studienprogramms keine schweren Nebenwirkungen gezeigt hat, wird ein Präparat für den Deutschen Markt zugelassen.
Das heißt, alle Medikamente, die Ihnen ein Neurologe in Praxis oder Klinik zur Behandlung Ihrer MS anbietet, sind durch diesen komplizierten Prozess gegangen und haben sich in den klinischen Studien als wirksam erwiesen (wobei damit natürlich noch nicht gesagt ist, ob die Wirksamkeit im individuellen Fall ausreichend ist).
Übrigens sind auch einige alternativ-medizinische Konzepte nach diesen Maßstäben getestet worden. Ein prominentes Beispiel ist die Therapie mit Enzymen, die häufig von MS Patienten zusätzlich eingenommen werden. Die Therapie mit Enzymen hat in einer solchen kontrollieren Studie keine Überlegenheit gegenüber der Einnahme von Placebo gezeigt.
Aber so lange die Maßstäbe nicht erfüllt sind, kann und werde ich als Arzt meinen Patienten nicht zur Anwendung solche alternativ-medizinischer Maßnahmen raten. Vor allem nicht, wenn sie Geld kosten. Und diese Haltung ist auf nahezu alle „Wundermittel“ anwendbar, die in irgendwelchen Illustrierten beworben werden.
Aber die Medizin ist natürlich komplizierter und häufig kommt man nicht allein mit rationaler Wissenschaft zum Ziel. Das Geheimnis der komplementär-medizinischen Ansätze ist vielleicht, dass sie mehr auf den Patienten eingehen, dass mehr Zeit für die Bedürfnisse des Einzelnen zur Verfügung stehen. Diesbezüglich müsste sich wahrscheinlich die „Schulmedizin“ etwas abschauen, damit wir unsere Patienten nicht an selbsternannte „Wunderheiler“ verlieren.
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Mäurer
„Ich muss aufpassen, dass ich den richtigen Ton treffe, nicht zu barsch antworte …“
… bei allem Respekt für Ihr Engagement hier in diesem Blog, Herr Mäurer: Ich muss auch aufpassen, dass ich den richtigen Ton treffe und nicht zu barsch antworte, wenn ich meinem Neuro gegenübersitze und er mir die Effekte der Interferone auf die langfristige Behinderungsprogression anpreist, als wäre es ein Wundermittel, über die grauenhaften NWs aber nur zu sagen weiß, sie seien nach spätestens 6 Wochen restlos verschwunden.
Sehr geehrter Herr Mäurer,
allein für Biogen Idec betrug der Jahresumsatz für 2013 6,9 Milliarden USD. Ein Jahr zuvor waren es 5,5 Mrd. USD. Natalizumab brachte Unmengen an Todesfällen, sodass Biogen das gewinnbringende Medikament wieder vom Markt nehmen musste.
Pharmaindustrien sind nichts anderes als Unternehmen mit entsprechend harter Geschäftsstruktur. Natalizumab kam also wieder auf den Markt. Wer hat Biogen dazu verholfen? War es eventuell auch ein Geldinstitut, wie es beim Durchringen der Patente für das Tecfidera bei der EMA war? Die Deutsche Bank, die sich im letzteren Falle so sehr positiv für diese angebliche ‚New Active Substance‘ des Dimethylfumarates aussprach … und die EMA knickte daraufhin ein? Bei diesem Medikament konnte nicht einmal der Zusatznutzen nachgewiesen werden. Und diese vielen Nebenwirkungen bis hin zu vermehrter Schubaktivität durch die Einnahme von Tecfidera stehen nirgendwo geschrieben. Genauso wenig findet man Hinweise darauf, dass beim Abnsetzen von Natalizumab ebenso eine erhöhte Schubtätigkeit die Folge sein kann. Es gibt auch keine Hinweise darauf (im Beipackzettel), was der Patient tun soll, wenn er das Medikament nicht verträgt. Stattdessen wird er auf Therapietreue, Compliance, Adhärenz hingewiesen, aber Hilfe und fachliche Aufklärung erhält er keine.
Wie wird der Jahresumsatz von BI für 2014 aussehen? Und wie haben wir die Warnung der BfARM bezüglich der Langzeitmedikation mit Betaferonen zu verstehen? Weshalb beschwichtigt die Dmsg die berechtigte Sorge? Auch mit diesem Medikament gab es Todesfälle und auch Krebsfälle … Und Gilenya? usw.
Die ökonomischen Interessen werden zu stark unterstützt, selbst von den Regierungen, und diese führen trotz vielseitiger Bedenken zu übereilten Zulassungen. Weshalb kommt es zu übereilten Zulassungen? Weshalb schützt man den Patienten nicht, sondern verängstigt ihn eher?
Ich frage Sie, wieviel Vertrauensvorschuss müssen wir Betroffene leisten, wenn wir nach therapeutischen Ideen suchen, weil es uns nicht gut geht? Was will denn die Pharmaindustrie? Es geht nur noch um’s Geld – auf Kosten unserer Restgesundheit. Mit MS lässt sich gut Geschäfte machen. Und die Unternehmen gehen auch notfalls über Leichen. Erinnern möchte ich an das lange Procedere von Contergan.
Die allermeisten von uns wünschen sich den guten alten Hausarzt zurück und die damit verbundene innere Ruhe und Menschlichkeit. Die Rückbesinnung auf Wirkstoffe aus der Natur sind mehr als nachvollziehbar. Die heutige ‚Medizin‘ ist steril, unkommunikativ, nicht homogen, gefährlich, rätzelhaft, grenzt den Patienten aus, verängstigt und verunsichert ihn. So können wir nicht gesund werden. Es sieht sehr danach aus, dass die heutige Medizin auch gar kein Interesse daran hat, dem Kranken zur Gesundung zu verhelfen oder Leid zu vermindern. Denn so könnten die Pharmariesen mit Ihren Gehilfen (Aerzten, Unikliniken …) dieses Spiel nicht fortführen.
Ich danke Ihnen trotz allem für Ihren Mut, sich unseren Sorgen und unserer Kritik zu stellen.
Leonie
Sie zeichnen da ein idealisiertes Bild der Forschung und Entwicklung von neuen Medikamenten durch pharmazeutische Unternehmen. Tatsächlich liegt aber auch dort vieles im Argen. Ein Teil der Daten aus Studien wird gar nicht veröffentlicht, manchmal betrifft das ganze Studien, wenn sie negativ für die Prüfsubstanz ausgegangen sind. Im Studiendesign lässt sich vieles so arrangieren, dass ein Vorteil für die neue Substanz herausgeschlagen wird. Studienteilnehmer sind selektiert, die Ergebnisse deshalb nicht ohne weiteres auf die „Feld-Wald-und-Wiesen“-Patienten zu übertragen. Die Studiendauer ist zu kurz, als dass alle langfristige Folgen sichtbar werden könnten. Das trifft auf MS-Präparate sogar in besonderem Maße zu, deren Einnahme über längere Zeiträume, teils Jahrzehnte empfohlen wird.
Deshalb liegen von Arzneimittelstudien, die der Zulassung und später dem Verkauf von Medikamenten dienen sollen, alleine keine ausreichende Evidenzen für die Anwendung am Patienten vor. Dies hätten erst nicht-kommerziell orientierte Anwendungsstudien, sog. Therapieoptimierungsstudien, leisten können, die mehrere Medikamente direkt miteinander vergleichen, oder deren Anwendungszeitpunkt im Laufe eines „MS-Lebens“, unterschiedliche Dosiskonzepte usw., wenn die akademischen Wissenschaftler an neurologischen Kliniken sie denn durchgeführt hätten.
mit Interesse lese ich diesen Blog!!! Leider erlebe ich auch, dass im Interesse von Pharma- Produzenten Therapien durchgeführt werden, die für den Patienten schlecht verträglich sind. Mein jetziges Medikament ist völlig überteuert und laut Pharmaindustrie nur in einer hohen Dosis wirksam. Nebenwirkungen sollen nur Magenproblemen und Hitzewallungen sein ( laut Beipackzettel). Leider habe ich viele andere Nebenwirkungen bei der laut Pharmaindustrie “ richtigen“ Dosierung. Schwäche, wahnsinnige Schmerzen überall, aber das muss ich mir dann wohl ein bilden!!! Schade, hatte große Hoffnung in dieses Medikament gesetzt und jahrelang auf die Zulassung gewartet.
Sie zeichnen da ein ideales Bild der Forschung und Entwicklung von neuen Medikamenten durch die pharmazeutischen Unternehmen. Tatsächlich liegt dort vieles im Argen, ein Teil der Daten aus Studien wird nicht veröffentlicht, manchmal betrifft das ganze Studien, wenn sie negativ für die Prüfsubstanz ausgegangen sind. Im Studiendesign lässt sich vieles so arrangieren, dass ein Vorteil für die neue Substanz herausgeschlagen wird. Studienteilnehmer sind selektiert, die Ergebnisse deshalb nicht ohne weiteres auf die „Feld-Wald-und-Wiesen“-Patienten zu übertragen. Die Studiendauer ist zu kurz, als dass langfristige Folgen sichtbar werden könnten. Das trifft auf MS sogar in besonderem Maße zu, weil Medikamente über längere Zeiträume eingenommen werden sollen.
Deshalb bieten Arzneimittelstudien, die der Zulassung und später dem Verkauf von Medikamenten dienen sollen, alleine keine ausreichende Evidenz für die Anwendung am Patienten. Dies würden erst nicht-kommerziell orientierte Anwendungsstudien, sog. Therapieoptimierungsstudien, bieten, die mehrere Medikamente direkt miteinander vergleichen, oder deren Anwendungszeitpunkt im Laufe eines „MS-Lebens“, unterschiedliche Dosiskonzepte usw., an denen es bei MS mangelt.
„Seltsamerweise ist man in Deutschland, was medizinisch-therapeutische Konzepte angeht aber ziemlich unkritisch. Da kann jeder irgendetwas behaupten und findet häufig Gehör, während die empirische Wissenschaft häufig abfällig als „Schulmedizin“ abgetan wird.“
Lieber Herr Professor!
Die Ansicht teile ich – die wichtigen Aspekte davon aber nur teilweise. Die empirische Wissenschaft wird doch überhaupt nicht abgelehnt. Was die Menschen ablehnen, ist eine durch industrielle Interessen forcierte Wissenschaft, die eben nicht die potentiell besten Therapien erforscht, sondern nur die, mit denen man dann am Schluss Geld verdienen kann.
Diesen Aspekt dürfen Sie nicht aus einem Aufsatz wie dem obigen verschweigen, so meine ich, sonst vertrauen die Menschen Ihnen genausowenig wie den anderen von der Pharma-Industrie gesponserten Docs.
Ich stimme Ihnen im letzten Absatz vollkommen zu. Die Schulmedizin geht zu wenig auf die Patienten an sich ein. Ich habe MS. Hatte einen offensichtlichen Schub (2012) mit einer Sehnerventzündung und habe bis heute keine Basistherapie begonnen da mich einfach die Nebenwirkungen abschrecken und es mir bisher gut ging. Ich habe seitdem ein Kind bekommen und plane auch noch eine weitere Schwangerschaft. Allein die Angst die Medikamente der Basistherapie könnten sich negativ auf eine Schwangerschaft oder sogar nachträglich schädlich für mein Kind auswirken stellt für mich einen großen Grund dar der Schulmedizin hier nicht zu vertrauen. Ich finde es schlimm, dass es wenig Ärzte gibt die sich mit beidem beschäftigen, Schulmedizin und Homöopathie, ggf. auch nur unterstützend. Viele Studien werden von Pharmakonzernen gesponsert was vielleicht auch für den Ein oder Anderen Patienten die Glaubwürdigkeit in Frage stellt. Ich habe eine MS-Betreuerin die kennt z.B. nur Ihren Weg und wird sehr zickig wenn es um Homöopathie geht, egal ob es hierbei die MS betrifft oder nicht. Aber genau diese Art lässt einen Zweifeln, wenn diese Betreuer und Ärzte eine grundlegend ablehnende Haltung haben und sich Alternativen verschließen. Ich habe seit einiger Zeit eine Art wandernde Gliederschmerzen in Armen und Beinen. Mein Neurologe tippt auf einen Schub, ist jedoch nicht sicher. Meinem eigenen Gefühl nach kommen diese Schmerzen vom Rücken. Leider erlebe ich es aber immer wieder, dass seit ich die Diagnose MS erhalten habe ich abgestempelt werde und alles MS ist und man mich zu einer Basistherapie drängen will. Ich bekam Lyrica von meinem Neurologen, habe es jedoch nicht genommen, da ich nicht bereit bin ein Mittel zu nehmen welches gegen Epilepsie ist, müde und abhängig macht. Warum geht man hier nicht erst einmal auf Nummer sicher? Warum zieht man hier nicht eventuell auch Osteopathen, Chiropraktiker hinzu? Warum gleich sofort die Keule? So habe ich mein Vertrauen in die Schulmedizin verloren. Sicher nimmt ein Teil der Vernunft auch noch Schulmedizin an, aber ich bin sehr skeptisch geworden und werde täglich offener für andere Methoden, die sich oft auch für den Menschen dahinter interessieren.
Abschließend danke ich Ihnen für Ihren Blog. Ich durfte Sie bereits persönlich kennen lernen und bin froh, dass so ein super Arzt nun auch auf diese Art im Netz vertreten ist.
Als aufgeklärter MS-Patient, der wirklich alles relativ wirkungslos ausprobiert hat und in den letzten Jahren nur Niederschläge einstecken musste, verstehe ich die Sehnsucht nach Alternativen umso mehr. Auch ich habe bereits einigen „Humbug“ vor Verzweiflung ausprobiert, viel Geld und Hoffnung blieben auf der Strecke! Es kommt immer darauf an, wie hoch der Leidensdruck ist und wie wenig die angeblich durch Studien belegte Wirksamkeiten sich auf seine ganz persönliche MS überragen lassen. Oft werden wir schwer Betroffenen einfach vergessen und die Ärzte zucken die Schultern, wenn die das erste Mal das Wort „austherapiert“ in den Mund nehmen. Ab diesem Zeitpunkt steht man ganz allein da und muss für sich entscheiden, wie man weiter verfährt. Ich halte es für das größte Problem, mit sich und seinem Verlauf irgendwann einmal allein dar zu stehen. Und das passiert sehr häufig und immer dann, wenn Neurologen nicht mehr weiter wissen. Hier fehlt eine Art Auffangbecken für diese Parienten und jemand, der sich traut diesen Umstand auch auszusprechen. Ich fühle mich als schwer Betroffener ausgegrenzt inmitten von Therapieempfehlungen und Hochglanzbroschüren und würde mir wünschen, dass Neurologen auch für mich als Patient da sein könnten und mir Alternativen anbieten. Allerdings lehne ich Aktivismus in diesem Zusammenhang auch ab! Vielleicht wäre eine Art neurologisches Coaching durchaus sinn-und wirkungsvoller als alles andere.
Mein Neurologe ist in diesem Punkt eine absolute Ausnahme und er steht in ständigem Dialog mit mir, der empatisch und immer mit Respekt verläuft. Ich wünsche mir für alle Patienten, die es so geht, wie mir, dass es mehr solche Ärzte gibt. Offen und ehrlich, realistisch in der Einschätzung, aber auch innovativ und mitdenkend!
Danke für diesen Blog! Ich wünsche Ihnen interessante Beiträge und viele Rückmeldungen, denn die Grundidee ist spitze!