Neuer Impfstoff gegen Herpes Zoster – eine Option bei MS?!

Eine Herpes Zoster Infektion – zu deutsch „Gürtelrose“ – ist eine unangenehme Sache. Nicht nur, dass man sich in der Akutphase ziemlich krank fühlt, sondern es besteht auch das Risiko, dass eine sog. post-Zoster Neuralgie zurückbleibt – das sind sehr unangenehme Brennschmerzen im betroffenen Segment.

Herpes Zoster ist die endogene Reaktivierung einer Windpockeninfektion (Windpocken = Varizellen), die viele der vor 2004 geborenen Kinder als klassische Kinderkrankheit durchgemacht haben. Nach Abklingen der Krankheitszeichen verbleiben die Varizellen in den Nervenzellen (genauer gesagt in den Spinal- oder Hirnnervenganglien) und können von hier aus in Form einer Gürtelrose (Herpes Zoster) wieder reaktiviert werden – wenn das Immunsystem aus irgendwelchen Gründen abgelenkt ist (manchmal reicht dazu eine banale Erkältung). Da die Windpocken hoch ansteckend sind, sind die meisten Erwachsenen, auch wenn sie nie manifest erkrankt waren, im Laufe ihres Lebens infiziert worden. Sie sind damit Träger des Varizella zoster Virus (VZV) und haben damit auch ein grundsätzliches Risiko, bei einer ungünstigen Konstellation eine Gürtelrose zu entwickeln.

Seit 2004 empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) Kinder gegen Variziellen mit einem abgeschwächten (attenuierten) Lebendimpfstoff zu impfen, was letztlich nicht nur wegen der hohen Ansteckungsgefahr eine gute Sache ist, sondern auch, weil Windpocken manchmal gar nicht so harmlos sind, wie sie klingen – sie können durchaus ernsthafte Komplikationen hervorrufen. Darüber hinaus besteht die Hoffnung, dass durch die konsequente Impfung auch die Gürtelrose zurückgedrängt wird, bzw. zumindest harmloser verläuft.

In Deutschland erkranken jährlich – mit steigender Tendenz – geschätzt mehr als 300.000 Personen an einer Gürtelrose. Das Risiko ist altersabhängig und steigt ab einem Alter von 50 Jahren stetig an. Seit Dezember 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) daher die Impfung mit einem neuen Herpes-zoster-Subunit Impfstoff (Shingrix®). Hierbei handelt es sich um einen adjuvantierten Totimpfstoff, für den eine im Vergleich zum Lebendimpfstoff bessere Wirksamkeit über alle Altersgruppen ab 50 Jahre und ein länger anhaltender Impfschutz festgestellt werden konnte. Außerdem ist die Anwendung dieses Totimpfstoffes auch bei Personen mit chronischen Erkrankungen und Störungen des Immunsystem nicht ausgeschlossen, wohingegen der Lebendimpfstoff bei Immundefizienz oder unter immunsupprimierender Therapie kontraindiziert ist. Daher ist die Impfung mit Shingrix® als Indikationsimpfung (d.h. die Impfung geht zu Lasten der Krankenkasse) auch Personen ab 50 Jahren mit einem erhöhten Risiko für Herpes Zoster infolge einer Grundkrankheit oder wegen einer Immunsuppression empfohlen.

Und hier wird es für MS-Patienten relevant – denn unter die oben angesprochenen chronischen Grundkrankheiten fällt neben u.a. der rheumatoiden Arthritis, chronischen Nierenerkrankungen, chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen oder Diabetes mellitus (Patienten mit diesen Erkrankungen haben auch an der Zulassungsstudie für die Impfung teilgenommen) auch die Multiple Sklerose. Zudem werden ja auch viele MS-Patienten mit Substanzen behandelt, die das Immunsystem herunterregulieren. Dementsprechend kann angesichts der Datenlage die Impfung von MS-Patienten ab dem 50 Lebensjahr eindeutig empfohlen werden. Das Impfschema besteht im übrigen aus einer 2-maligen intramuskulären Impfung im Abstand von mindestens 2 und maximal 6 Monaten, das möglichst eingehalten werden sollte.

Was ist nun aber mit Patienten unter 50 Jahren, die ja auch einen großen Anteil der MS-Patienten darstellen? Da Shingrix® für die Anwendung ab dem Alter von 50 Jahren zugelassen ist, kann eine Impfung von jüngeren Patienten mit chronischen Erkrankungen oder Immunsuppression nur im Rahmen einer Off-label-Anwendung erwogen werden – d.h. eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse wird wahrscheinlich nicht stattfinden.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich diesbezüglich noch einiges ändern wird. Zoster ist eine unangenehme Komplikation und das Risiko für Zoster wird durch bestimmte MS-Medikamente erhöht. Es wäre daher sinnvoll, wenn die Indikation für eine sehr wirksame und gefahrlose Prophylaxe ausgeweitet werden würde.

2 Kommentare

  1. Mein Schwiegervater hatte mit Mitte 70 eine Herpes Zoster Infektion am Kopf. Diese wurde spät erkannt, was dazu führte, dass er bis zum Ende seines Lebens, mit 89, unter schrecklichen chronischen Nervenschmerzen im Gesicht litt.
    Als ich von der Impfung gehört habe, sind mein Mann und ich sofort zum Hausarzt und haben uns impfen lassen. Die Impfung hatte bei uns beiden bei beiden Injektionen grippeähnliche Nebenwirkungen für zwei bis drei Tage, aber das haben wir in Kauf genommen.
    Mein Mann ist 62, ich bin 55 und nehme wegen meiner MS Aubagio.

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