Neue Studie der LMU München zur Bedeutung des Mikrobioms bei MS

Der Zusammenhang zwischen autoimmuner Entzündung und dem Mikrobiom des Darms ist in den letzten Jahren auf sehr großes Interesse in der MSCommunity gestoßen. Nun gibt es zu diesem Thema interessante Neuigkeiten: Das Institut für Klinische Neuroimmunologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hat im Mai 2025 federführend im renommierte US-amerikanischen Wissenschaftsjournal PNAS einen interessanten Artikel zum Zusammenhang zwischen Darmmikrobiota und Multipler Sklerose (MS) publiziert (Yoon et al. Multiple sclerosis and gut microbiota: Lachnospiraceae from the ileum of MS twins trigger MS-like disease in germfree transgenic mice. PNAS 2025; 22(18):e2419689122).

Ziel der Studie war es, bestimmte Darmbakterien zu identifizieren, die bei der Entstehung von MS eine ursächliche Rolle spielen. Dies wurde in der Vergangenheit schon häufiger versucht, die Studienergebnisse waren aber größtenteils inkonsistent. Auch weil die untersuchten Kohorten uneinheitlich und unzureichend kontrolliert waren.

Zwillings-Studie

Um diese Probleme zu minimieren, haben die Münchner Kollegen eine große Zwillingskohorte verwendet. In dieser Kohorte konnten 81 eineiige diskonkordante Zwillingspaare identifiziert werden. Diskonkordant bedeutet, dass ein Zwilling an MS erkrankt ist und der andere nicht. Der Vorteil bei der Untersuchung eineiiger Zwillinge besteht darin, dass sie genetisch identisch sind und die gleichen Umweltbedingungen geteilt haben. Daher können durch die Untersuchung diskonkordanter eineiiger Zwillinge sowohl genetische als auch umweltbedingte Störfaktoren minimiert werden. Das ist ein besonderes Merkmal dieser neuen Studie.

Die Stuhlproben von 81 Zwillingspaaren wurde mithilfe der sog. 16S-rRNA-Sequenzierung untersucht und das Mikrobiom der erkrankten und nicht erkrankten Zwillingspaare verglichen. Hier zeigten die an MS erkrankten Zwillinge eine differente bakterielle Zusammensetzung, vor allem eine Zunahme von Lachnospiraceae (insbesondere Eisenbergiella tayi und Lachnoclostridium).

In einem weiteren Schritt wurden von ausgewählten MS-Zwillingen und ihren gesunden Geschwistern Ileum-Proben (das Ileum ist der untere Teil des Dünndarms) entnommen. Die aus diesen Proben gewonnenen Darmbakterien wurden dann in keimfreie transgene Mäuse überführt, die genetisch für die Entwicklung einer MS-ähnlichen Autoimmunerkrankung prädisponiert sind. Vor allem die Mikrobiota aus dem Ileum der MS-Zwillinge (nicht aus dem Stuhl) löste in den Mäusen eine MS Erkrankung (EAE = experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis) aus. Erwähnenswert ist auch, dass weibliche Mäuse empfindlicher reagierten und häufiger eine EAE entwickelten.

Die Studie liefert wichtige Hinweise darauf, dass bestimmte Bakterienarten vor allem im Ileum von MS-Patienten eine krankheitsauslösende Rolle spielen könnten. Die Studie betont auch die wichtige Rolle des Ileums als Schlüsselregion für die Interaktion zwischen Darmmikrobiota und Immunsystem bei MS. Dadurch weckt diese Studie Hoffnungen, dass in der Zukunft mikrobiombasierte Therapien oder Präventionsstrategien zur Verfügung stehen könnten.

Bei aller Begeisterung über diese Studie glaube ich allerdings, dass noch eine ganze Menge Forschungsarbeit notwendig ist, bis diese grundlagenwissenschaftlichen Ergebnisse sich in konkrete medizinische Strategien übersetzen.

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