Ich beobachte sehr häufig, dass in der Bevölkerung über das Immunsystem ein relativ diffuses Wissen existiert, das nicht selten aus irgendwelchen Werbebotschaften gespeist ist. Wenn man krank ist, liegt das an „einer Schwäche des Immunsystem“ – will man gesund werden, dann muss man das „Immunsystem stärken“ – so lautet die einfache Botschaft. Demnach ist es auch gar nicht verwunderlich, dass viele MS-Patienten glauben, sie litten unter einer Immunschwäche. Damit sind sie durchaus für jeden empfänglich, der Maßnahmen anbietet, die das Immunsystem stärken sollen – sei es der Hausarzt, der Heilpraktiker oder der Internetversandhandel. Häufig erzählt man mir, man hätte eine Vitaminspritze erhalten, um das Immunsystem zu stärken, oder es wären Globuli verordnet worden, damit die Immunabwehr wieder besser funktioniert – alles konzeptionell ziemlicher Blödsinn, aber Gott sei Dank nicht gefährlich.
Richtig schlecht ist, wenn mir Patienten erzählen, dass bei ihnen Frischzellenkuren durchgeführt wurden, oder „Stammzellen“ transplantiert wurden, um das Immunsystem wieder herzustellen. Bei diesen Maßnahmen werden in der Tat Fremdmaterialien – meist tierische Zellen – in den Körper eingebracht, um das Immunsystem „anzukurbeln“. Meist passiert da zwar auch nichts, aber die Maximalform dieses „Ankurbelns“ wäre der sogenannte anaphylaktische Schock, und der ist lebensbedrohlich.
Daher der klare Appell –Multiple Sklerose ist keine Immunschwäche. Das Immunsystem von MS-Patienten ist in der Regel so kompetent wie das jeder gesunden Normalperson. Das Problem von MS-Betroffenen ist kein schwaches Immunsystem, sondern eine „zu heftige“ Reaktion des Immunsystems. Aufgrund mangelnder Toleranz des Immunsystems werden körpereigene Strukturen als fremd erkannt und attackiert. Daher besteht die allgemeine Strategie bei Autoimmunerkrankungen wie der MS darin, das Immunsystem durch Medikamente in seiner Reaktionsfreudigkeit zu drosseln und Toleranz wieder herzustellen.
Strategien, die das Immunsystem von MS Patienten „ankurbeln“, sind daher konzeptioneller Unsinn. So lange versucht wird, dieses mit teurem Jogurt oder Vitaminpräparaten zu erzielen, ist es kein Problem, weil diese Maßnahmen keinen wirklichen Einfluss auf das Immunsystem haben. Aber Maßnahmen, die eine Immunreaktion hervorrufen können, wie z.B. das Einbringen von tierischen Zellen, sind definitiv bei MS-Patienten kontraproduktiv.
Zur Illustration, dass MS Patienten keine Aktivierung des Immunsystems benötigen, sei an das erinnert, was bei einem ganz banalen Infekt passiert – einer Blasenentzündung oder eine Erkältung. Bei solchen Erkrankungen wird das Immunsystem generell aktiviert – es soll ja die Krankheitserreger abwehren – und das führt nicht selten dazu, dass sich der Zustand eines Patienten mit MS während einer Infektionserkrankung deutlich verschlechtert.
Also – als MS-Patient Finger weg von allem und jedem, der verspricht, das Immunsystem zu stärken – das ist genau das, was man als MS-Betroffener nicht braucht!
Das glaub ich schon alles, dennoch frag ich mich folgendes. Von meiner Kindheit an bis zu meinem ersten starken Schub (mit 26) war ich immer sehr oft krank. Meine Freunde meinten schon, erkältet im Bett zu liegen wäre fast mein Markenzeichen. Inwiefern hat da je mein Immunsystem zu stark reagiert? Gefühlt dachte ich, ich besäße nicht mal eins. Eine normale Erkältung die bei anderen nach 3 Tagen vorbei ging, war bei mir erst nach mind. 2 Wochen weg. Seit ich Copaxone spritze werd ich kaum krank. Bin top fit eine Erkältung ging nach 2 Tagen schon weg. Erklären kann mir das niemand so richtig.
Hallo.
Ich hab auf vegan (vor allem keine milch- und Milchprodukte) umgestellt. Seither sagt mein doc „Krankheit ist vermutlich eingeschlafen“ keine Medikamente, keine weiteren harten Schübe.
Viel Glück von Herzen – euch allen!