Kein Zusammenhang zwischen COVID19 Impfung und MS-Schüben

Die Impfkampagne gegen COVID19 läuft jetzt schon eine ganze Weile. Es ist zwar etwas enttäuschend, dass doch weniger Menschen von der Sinnhaftigkeit einer Impfung überzeugt werden konnten als man gehofft hatte – aber die überragende Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist dem Aufruf gefolgt und hat sich impfen lassen. Die Daten zu Wirkung und Nebenwirkungen der Impfung, die aktuell vorliegen, entsprechen auf ganzer Linie den Erwartungen. Die Impfung schützt wirksam vor schweren COVID19-Verläufen, ersthafte Nebenwirkungen wurden nur in wenigen Einzelfällen
beobachtet. Somit besteht kein Zweifel daran, dass der Nutzen einer Impfung bei weitem die Risiken überwiegt. Daher sollten sich gerade Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie der MS, bei denen Wild-Typ Infektionen häufig mit einer deutlichen Verschlechterung der Erkrankung einhergehen, impfen lassen. Dennoch existiert weiterhin eine gewisse Verunsicherung, die manche Menschen mit MS von der Impfung gegen COVID19 abhält. Vor allem besteht die Sorge vor der Auslösung von Schüben und dem Auftreten autoimmuner Entzündungen des zentralen Nervensystems.

Die Datenlage

Vor dem Hintergrund der verfügbaren Daten, obwohl diese noch begrenzt sind, kann man diese
Sorgen eigentlich entkräften: Eine Studie aus Israel zur COVID19-Impfung von über 500 Patienten mit MS ergab, dass im Zusammenhang mit der ersten Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer
2,1% der geimpften Personen mit MS einen Schub erlitten. Nach der zweiten Impfung wurden bei 1,6
% der Kohorte MS-Schübe dokumentiert. Dieser Prozentsatz entspricht genau dem Anteil an MS-
Patienten mit Schüben im Vergleichszeitraum der Jahre 2017 – 2020, also vor Verfügbarkeit der
COVID19-Impfung. Die Zahlen machen demnach einen kausalen Zusammenhang zwischen Impfung
und Krankheitsschüben unwahrscheinlich. Eine ganz ähnliche Beobachtung hat auch eine italienische Studie gemacht. Bei 324 Personen mit MS, die mit mRNA Impfstoffen gegen COVID19 geimpft wurden, unterschied sich die Schubrate im Zeitraum nach der Impfung nicht vom Zeitraum vor der Impfung.

Auch zu der gefürchteten aktuten Rückemmarksentzündung (Akute Transverse Myelitis, ATM), die zu
Beginn der Impfkampagne diskutiert wurden, gibt es mittlerweile systematische Daten. Diese
belegen, dass die überwiegende Mehrzahl der Rückenmarksentzündungen nach einer Wild-Typ
Infektion mit SARS-CoV2 aufgetreten sind (43 Fälle bei Infektion mit SARS-CoV2 vs. 3 Fälle nach einer Impfung). Dies bestätigt die Aussage, dass die aktuellen Gefahren eher von
einer Infektion mit COVID19 ausgehen, als von der Impfung gegen diese Erkrankung.

Dementsprechend möchte ich an dieser Stelle nochmals die Impfung gegen COVID19 für Personen
mit MS empfehlen. Ich denke, es ist aktuell noch Zeit, sich impfen zu lassen, um sicher durch den
anstehenden Herbst und Winter zu kommen. Und denken Sie bei dieser Gelegenheit auch an die
Grippeimpfung. Aus meiner klinischen Erfahrung fallen mir wirklich nur ganz wenige individuelle
Situationen ein, in denen es schwierig oder ggf. nicht sinnvolll war, einen MS-Patienten gegen
COVID19 oder gegen Grippe zu impfen. Wie gesagt, es gibt solche Situationen, und sie müssen
individuell mit einem MS-Experten diskutiert werden. Vor der pauschalen Ausstellung von Attesten
gegen eine Impfung nur auf der Basis einer MS-Diagnose sei aber gewarnt – das geht total am
eigentlichen Kern der Problematik vorbei.

Diese Aussage gilt auch für Personen mit MS, die mit Immuntherapien behandelt werden. Inaktivierte Impfstoffe, wie die COVID19-Impfstoffe, können auch gefahrlos bei immunsupprimierten Patienten angewendet werden. Es besteht allenfalls das Problem, dass die Impfung nicht zum gewünschten Impferfolg führt. Aber für diesen Fall hat die STIKO ja mittlerweile eine Boosterimpfung empfohlen.

Also, nochmals ein eindringlicher Appell von mir zum Herbstbeginn: wenn noch nicht geschehen,
lassen sie sich gegen COVID19 impfen, und nehmen Sie die Grippeimpfung für die Saison 2021/22
gleich mit.

4 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Mäurer
    Mich würde als erstes interessieren ob Ihre meinung zum Impfen dieselbe ist wie im Oktober 2021??
    Ich bin zum beispiel nicht geimpft und habe meine eigene Meinung zu dieser ganzen Impferei
    und werde mich auch in zukunft nicht impfen.
    LG
    Andreas

  2. Ich war im letzten Dezember an Corona erkrankt. Habe erst gedacht, der Verlauf ist mild. Habe bis heute beispielsweise extreme Geruchsminderung und Veränderung. Ich hatte kognitive Einschränkungen. Ein schwerer Schub folgte, etliche Entzündungen im Gehirn. Sehstörungen, Gangstörungen, Sprachstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Schluckbeschwerden, Taubheitsgefühl etc. Gingen auch nach 1000 mg Kortison nicht weg. Bekam dann 2000 mg Kortisoninfusionen. Es wurde sehr langsam besser, weg sind die Symptome nicht ganz. Ich persönlich glaube, die Coronainfektion hat den Schub mit ausgelöst. Wenn ich mich jetzt impfen lasse, werden mir wieder künstlich hergestellte Bestandteile des Virus gespritzt. Was, wenn mein Immunsystems dann wieder so überschiesst und mein Gehirn sich aufgrund dessen wieder so stark entzündet? Ich habe noch Antikörper, allerdings im niedrigeren Bereich. Alle Ärzte sagen was anderes. Im Krankenhaus hieß es seitens der Neurologin, die Krankheitsaktivität steigt sowohl mit Coronainfektion als auch nach einer Impfung. Mein Haus-Neurologe sagt, das kann er nicht bestätigen. Meine Hausärztin meint, da ich schon Corona hatte, reicht das wohl für meinen Schutz aber ohne Impfung darf man halt nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Ich habe Sorge um meinen Arbeitsplatz da ich nicht geimpft bin. Ich habe große Angst, daß ich durch eine Impfung erneut einen starken Schub erleide und Weihnachten im Krankenhaus liegen muss. Oder irreversible Schäden davontrage. Ich hab eine 10 jährige Tochter, ich wollte noch gern möglichst lang fit sein. Ich hab mich jetzt ein Jahr ins Leben zurück gekämpft, ich möchte jegliches Risiko vermeiden dass mein Immunsystems wieder ausflippt. Schwierig find ich das alles…Ich weiß nicht was die richtige Entscheidung ist.

  3. Kein Wort zum Umstand, das bei Patienten, die mit Ocrevus bzw. den verschiedenen Mods behandelt werden, nahezu keine IgG Antikörperantwort entsteht?

    Es ist eins, zu schreiben dass COVID-19 Impfungen harmlos sind.
    Der Mehrwert wird aber bei vielen Patienten mit Therapie stark relativiert.
    Sollte man fairerweise auch erwähnen…

  4. Sehr geehrte Damen und Herren ,
    ich MS erkrankt mit die primärprogrediente verlauf Form und bin am überlegen mich impfen lassen . Welche Impfung können Sie mir empfehlen ? Corona +Influenza Impfung möglich und Sinnvoll ?
    Vielen Dank !
    C.Duma

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