Infektionserkrankungen können über den Mechanismus des sog. „molecular mimicry“ eine Autoimmunreaktion auslösen. Aufgrund struktureller Ähnlichkeiten der Oberflächenmoleküle eines Erregers und Proteinenbausteinen im zentralen oder peripheren Nervensystem kann es in seltenen Fällen zu einer Kreuzreaktion kommen. Dann attackiert das Immunssystem nicht nur den Erreger, sondern auch das Nervengewebe. Wird das Gehirn attackiert, kann daraus eine akute Hirnentzündung resultieren – wir sprechen dann von einer akuten autoimmunen Enzephalomyelitis (ADEM). Wild-Typ Erreger führen zwar viel häufiger zu solchen ungewollten Kreuzreaktionen, aber grundsätzlich ist eine solche Kreuzreaktion auch im Rahmen einer Impfung denkbar. Dies deckt sich auch mit den historischen Berichten zur frühen Tollwutimpfung, eine Erkrankung, die übrigens ohne Impfung immer zum Tode des Patienten führt. Hier wurde das gelegentliche Auftreten einer akuten autoimmunen Enzephalomyelitis (ADEM) beobachtet. Dies war auf die (technisch bedingten) Verunreinigungen des Impfstoffes mit tierischem Nervengewebe zurückzuführen – ein Problem, das durch die moderne Impfstoffentwicklung längst behoben werden konnte. Diese historische Komplikation wird jedoch immer noch als Argument von Impfkritikern ins Feld geführt, um zu behaupten, dass durch Impfungen Autoimmunerkrankungen wie die Multiple Sklerose ausgelöst werden können.
Was die Frage betrifft, ob Impfungen eine MS verursachen können, so herrscht mittlerweile wissenschaftlich Einigkeit darüber, dass MS weder durch inaktivierte Impfstoffe noch durch attenuierte Lebendimpfstoffe verursacht werden kann. Einzelfallberichte, die einen solchen Zusammenhang postulieren, sind nur begrenzt verwertbar und sind in größeren Fall-Kontroll Studien nie bestätigt worden.
Schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob Impfstoffe in der Lage sind, Schübe bei MS-Patienten auszulösen. Bei Lebendimpfstoffen ist dies denkbar, da sie die Kriterien einer aktiven Infektion mit einem replikationsfähigen (wenn auch abgeschwächten) Organismus erfüllen. So gibt es Hinweise, dass der Gelbfieber-Impfstoffstamm, der aus einem natürlich vorkommenden Virus stammt und seine Neurotoxizität auch nach zahlreichen Passagen nicht vollständig verloren hat, bei MS-Patienten zu Schüben führen kann, wobei die zugrundeliegende Stichprobengröße dieser Beobachtung relativ klein war.
Über diese Berichte hinaus gibt es jedoch keine eindeutigen Hinweise, dass andere Lebendimpfstoffe wie z.B. gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) die MS verschlechtern – und für inaktivierte Impfstoffe wurde nie ein Zusammenhang zwischen Impfung und Krankheitsaktivität gefunden. Im Gegenteil gibt es sogar eher Evidenz einer geringeren Krankheitsaktivität bei geimpften Patienten. Selbst für Impfstoffe, die häufig in der Öffentlichkeit mit der MS oder Schubauslösung in Zusammenhang gebracht werden, wie die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) oder Hepatitis-B-Impfstoffe, gibt es keine Zusammenhänge zwischen Impfung und klinischem Verlauf. Impfungen schützen nachweislich eher vor Infektionen oder schwächen sie ab und bieten damit einen „indirekten“ Schutz vor MS-Krankheitsaktivität.
Dementsprechend sollte der Impfschutz von MS-Patienten entsprechend den Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO) aktualisiert bzw. vervollständigt werden. Inaktivierte Impfstoffe (= Totimpfstoffe) können grundsätzlich bei Personen mit einer Autoimmunkrankheit wie der MS angewendet werden und zwar unabhängig davon, ob sie mit einem MS-Medikament behandelt werden. Auch Lebendimpfstoffe können bei MS gemäß den STIKO Empfehlungen gegeben werden, jedoch sollten diese vor einer geplanten Immuntherapie verabreicht werden.
Ich nehme Mayzent 0,25 mg,mehr verträgt mein Körper nicht denn dann werden meine Gliedmaßen steif. Muss ich dann trotzdem vor der Grippeschutzimpfung vier Tage pausieren mit Mayzent?
Ich nehme Mayzent nur 0,25 mg ,mehr verträgt mein Körper nicht denn dann werden meine Gliedmaßen steif.
Muss ich dann trotzdem vor der Grippeschutzimpfung vier Tage pausieren ?