ECTRIMS Kongress 2018 in Berlin

Zum 34. Mal findet in diesen Tagen in Berlin der ECTRIMS (European Committee for Treatment and Research in MS)-Kongress statt. Dieser Kongress ist das größte Meeting seiner Art – in den nächsten 3 Tagen werden über 9.000 MS-Spezialisten aus allen Ländern der Welt über neue wissenschaftliche Daten aus der Grundlagenwissenschaft diskutieren und sich über Studien zur Diagnose und Therapie der Erkrankung austauschen. Auch ich bin dieses Jahr in Berlin vor Ort und freue mich, Sie auf DocBlog über wichtige Themen und Kontroversen zu informieren.

Die diesjährige Eröffnungsvorlesung wurde von Prof. Alastair Compston, Cambridge, (Preisträger des Sobek-Forschungspreises 2002) gehalten. Prof. Compston war maßgeblich an der Entwicklung des MS-Präparats Alemtuzumab (Lemtrada®) beteiligt und beschäftigt sich wissenschaftlich mit genetischen Assoziationsanalysen. Diese Forschungsrichtung profitiert besonders von den immer größer werdenden Möglichkeiten der digitalen Informationsverarbeitung.

Und daher war das Thema der Vorlesung auch „MS in der digitalen Welt“ – ein Thema, das laut Tagungspräsident Prof. Reinhard Hohlfeld auf dem diesjährigen ECTRIMS Meeting einen besonderen Schwerpunkt haben soll. Denn Digitalisierung, Big Data und Robotic werden in den nächsten Jahren die Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose verändern.

Schon heute wird die digitale Datenverarbeitung genutzt, um Prognosefaktoren und Biomarker zu identifizieren. Das große Ziel besteht darin, eine personalisierte MS-Therapie möglich zu machen – also eine Therapie, die hinsichtlich Wirkung, aber auch hinsichtlich der individuellen Nebenwirkungen (und damit hinsichtlich der Medikamentensicherheit) für das Individuum „maßgeschneidert“ ist. Dies wird nur möglich sein, wenn es gelingt, große Datenmengen auszuwerten.

Ein weiterer Diskussionspunkt ist der Einsatz künstlicher Intelligenz. Viele Studien belegen bereits den großen Nutzen von intelligenten Systemen, die mit lernenden Softwarealgorithmen arbeiten. Dennoch lehnen nach einer Umfrage des Deutschen Ärzteblatts ca. 63 Prozent der Befragten die alleinige Diagnose durch einen Computer ab. Anders sähe es aus, wenn ein Arzt involviert ist, dann wäre ein intelligentes Computersystem in Zusammenarbeit mit einem Arzt für 61 Prozent der Befragten akzeptabel. Daher sind intelligente Computersysteme, die Ärzte bei Diagnose und Therapie der MS unterstützen, ein wichtiges Zukunftsthema.

Natürlich bewegt sich auch einiges auf Seite der Patienten. Eine vielfältige Auswahl an Gesundheits-Apps erlaubt schon heute ein differenziertes Selbstmonitoring. Die Daten, die hier erhoben werden, könnten in Zukunft auch Einfluss auf die Bewertung von Krankheitsprogression und Therapieerfolgen haben. Hier zeichnet sich u.U. eine Entwicklung ab, die erlaubt, schon im Vorfeld einer klinischen Verschlechterung zu intervenieren. Nicht zu unterschätzen ist auch das Potential, dass die Robotic im Hinblick auf die Unterstützung von Pflegebedürftigen hat. Das mag zwar auf den ersten Blick etwas gruselig klingen, könnte aber angesichts des aktuellen Pflegenotstandes eine gewisse Entlastung bringen und die Ressourcen der Pflege schonen.

Man sieht angesichts dieser Überlegungen, dass es sich lohnt, über die Digitalisierung auch im Zusammenhang mit der MS nachzudenken und Strategien für die Zukunft zu entwerfen. Das diesjährige Präsidentensymposium hat demnach ein wesentliches Zukunftsthema für die Versorgung von MS-Patienten angesprochen hat. Man darf gespannt sein, wie sich die digitalen Innovationen in den nächsten Jahren auswirken.

Ein Kommentar

  1. Wie sehr wünschte ich mir, Sie würden sich alle über die Ursachensuche der MS austauschen. Die Diagnosekriterien werden permanent verknappt, das Medikamentenangebot wächst dauernd mitsamt der dazugehörigen Preise. Aber die Ursache dieser KH liegt nach wie vor im Dunkeln. Da helfen auch Apps und neue Medien rein gar nichts. Die tragen nur zur Therapietreue bei. Einer Therapie, die egal wie, immer nur ein Versuch sein kann. Bei unklarer Ursache…

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