Physiotherapie kann Spastik und Schmerzen lindern und das Gangbild verbessern.

CBD-Öl – eine Bestandsaufnahme (1)

Ich werde häufig von Patienten gefragt, was ich von CBD-Öl halte. Wenn ich in diesem Zusammenhang an die wie Pilze aus dem Boden schießenden „CBD-Shops“ oder die Internetauftritte von CBD-haltigen Produkten mit Namen wie „Traumtropfen“ oder “Hanfosan“ vor meinem geistigen Auge sehe und mir vorstelle, dass meine Patienten auf diese Werbeangebote anspielen, dann ist die Antwort einfach: „Absolut gar nichts!“. Es gibt aber Cannabionoide als pharmakologische Wirkstoffe mit Potenzial.

Man muss das Thema aber differenzierter betrachten: Cannabinoide – also die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze, zu denen auch Cannabidiol (CBD) zählt – sind durchaus interessante pharmakologische Substanzen, die bereits seit dem 19. Jahrhundert als Arzneimittel verwendet wurden. Allerdings sind sie durch die Stigmatisierung von Cannabis seit den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts als illegale Droge nur unzureichend untersucht worden. Das hat sich allerdings in den letzten Jahrzehnten wieder deutlich verbessert. Dadurch ist wahrscheinlich der „Wildwuchs“ begründet, wie Cannabinoide heutzutage eingesetzt und vermarktet werden.

Cannabinoide wie Arzneimittel behandeln

Für mich sind Cannabinoide pharmakologische Wirkstoffe, die Potential besitzen. Als solche sollten sie auch wie alle anderen Arzneimittel ordentlich untersucht, geprüft und zugelassen werden. Sie sollten aus meiner Sicht weder als Nahrungsergänzungsmittel, noch als Medizinprodukt noch als Kosmetika mit Heilsversprechen für verschiedenste chronische Erkrankungen von Drittanbietern vermarktet werden dürfen – so wie das derzeit leider der Fall ist.

Cannabidiol (CBD) ist definitiv ein wirksamer Arzneistoff. Nicht umsonst ist CBD kürzlich für bestimmte seltene kindliche Epilepsieformen (Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom) als Orphan-Drug zugelassen worden. Darüber hinaus ist CBD ein Inhaltsstoff des Cannabis-basierten Fertigarzneimittels Sativex, das für die Behandlung der MS-induzierten Spastik schon seit mehreren Jahren zugelassen ist.

CBD bindet an das körpereigene Endocannabinoid-System und vermittelt analgetische (schmerzhemmende), antikonvulsive (krampflösende) und anxiolytische (angstlösende) Effekte. Außerdem antagonisiert es die pychoaktiven Effekte von THC (Tetrahydrocannabinol), dem Cannabinoid der Hanfpflanze, das im Wesentlichen für die psychotropen Wirkungen von Cannabis verantwortlich ist und daher dem Betäubungsmittelgesetzt unterliegt. Daher werden für die Herstellung von Sativex THC und CBD kombiniert, was dazu führt, dass die Spastik gelindert wird, ohne dass es zu störenden psychischen Nebenwirkungen kommt.

Am Beispiel des Fertigarzneimittels Sativex zeigt sich das Potential der Cannabinoide. Solche seriösen Therapieentwicklungen würde man sich auch zukünftig wünschen. Bei CBD könnte das Potential neben der Behandlung von Epilepsie-Syndromen aufgrund seiner schmerzhemmenden Eigenschaften auch in der Therapie chronischer Schmerzpatienten liegen. Aufgrund möglicher antientzündlicher Wirkungen ergeben sich auch Ansätze bei entzündlichen Erkrankungen wie der MS – aber wie gesagt, hierzu bedarf es gut geplanter klinischer Studien, um eine Wirkung zu belegen.

Da diese Untersuchungen derzeit nicht existieren, kann man aus ärztlicher Sicht – außer für das Fertigarzneimittel Sativex – keine Empfehlungen für den Einsatz von CBD bei MS geben. Vor diesem Hintergrund sind auch die Werbebotschaften der unterschiedlichen CBD Anbieter zu betrachten. Nach derzeitigem Stand sind sie angebotenen Öle wahrscheinlich nur vorteilhaft für den Anbieter.

Ein Kommentar

  1. Es gibt auch das Fertigarzneimittel Dronabinol – das mir als MS- und chronische Schmerzpatientin sehr gute Dienste erweist (ohne Nebenwirkungen, v.a. bei Dauereinnahme, wie dies Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR haben können).
    Ich kann dieses Arzneimittel bei chronischen Schmerzen (Muskel-, Neuralgie-, Neuropathie-, Parästhesie-, Dysästhesie-Schmerzen) inkl. daraus resultierender Schlafstörungen bestens empfehlen und nur ermuntern, behandelnde Ärzt*innen/Neurolog*innen darauf anzusprechen.

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