2017 – was erwartet uns in der MS Therapie

Was wird das neue Jahr bringen? Diese Frage ist nicht nur im Hinblick auf private und gesellschaftliche Entwicklungen von Interesse, sondern auch mit Blick auf die Neuigkeiten der MS-Therapieforschung. MS-Experten haben in der Vergangenheit immer häufiger das über Jahre etablierte Therapieeskalationsschema hinterfragt. Induktionstherapie ist hierbei das Schlagwort, das allenthalben diskutiert wird. Seit einigen Jahren setzen wir Zell-depletierende Antikörper wie  Alemtuzumab mit gutem Erfolg ein. Die Langzeitdaten der Substanz, die zuletzt auf den großen Kongressen präsentiert wurden zeigen, dass der MS-Verlauf bei einem frühen Einsatz über viele Jahre stabilisiert werden kann. Daher ist immer häufiger der Vorschlag zu hören, diese hochwirksamen Therapien von Beginn  an einzusetzen (Induktion) und im Verlauf auf schwächere Präparate zu deeskalieren. Dem wird entgegengehalten, dass das Nebenwirkungsprofil der Zell-depletierenden Therapien einem solchen generellen Vorgehen entgegensteht und daher ein Beginn mit moderat wirksamen Substanzen, die ein höheres Sicherheitsprofil besitzen, zu bevorzugen ist. Es ist sicher, dass diese Diskussion in 2017 intensiv weitergeführt wird und vielleicht in einer Änderung der Therapieleitlinien mündet.

Ganz wesentlich für diese Thematik ist die Identifizierung von Patienten mit hohem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Bei dieser Patientengruppe gäbe es sicherlich keine Einwände dagegen, von Beginn an eine hochwirksame Therapie zu verabreichen, denn hier wäre eine Inkaufnahme von Nebenwirkungen aufgrund der Erkrankungsschwere gerechtfertigt. Wünschenswert wäre ein Bluttest, der eine Unterscheidung zwischen hochaktiver und moderater MS ermöglicht, aber hier ist bisher kein Ergebnis in Sicht. Aktuell hilft uns vor allem das MRT bei der Klassifizierung der Krankheitsaktivität und es steht zu erwarten, dass 2017 die MR-Kriterien weiter geschärft werden und dem MRT hierdurch hoffentlich flächendeckend mehr Vertrauen und Bedeutung in der Therapiesteuerung entgegengebracht wird.

Ein ungünstiger prognostischer Faktor ist das unzureichende Ansprechen auf eine Immuntherapie – das hat in den letzten Jahren eine Vielzahl klinischer Studien belegt. Wünschenswert wäre daher, dass sich diese Erkenntnis im neuen Jahr auch in der Praxis durchsetzt und MS-Patienten nicht unnötig lange auf einer suboptimal wirksamen Therapie belassen werden.

Welche Therapie ist die Richtige für einen individuellen Patienten? Diese Frage wird v.a. mit der Verfügbarkeit neuer entzündungshemmender Therapien immer häufiger gestellt. Auch hier wären Laborparameter wünschenswert, die anzeigen, ob ein Patient besonders gut oder besonders schlecht von einem bestimmten Wirkstoff profitiert. Dies würde die Auswahl des Medikamentes vereinfachen, aber langfristig auch Kosten und Zeit sparen. Die Grundlagenforschung bietet hier einige interessante Ansätze, von denen sich aber bisher noch keiner in der Praxis durchsetzen konnte. Es ist zu hoffen, dass sich dies vielleicht im neuen Jahr ändert.

Die Zulassung von Ocrelizumab, die 2017 erwartet wird, wird die Therapielandschaft verändern. Es wird spannend sein, wie sich die Verfügbarkeit eines hochwirksamen Medikamentes mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil, das auch auf progressive MS-Verläufe eine Wirkung hat, auf das Verordnungsverhalten auswirkt.

Natürlich muss man hoffen, dass im neuen Jahr auch Impulse bei den neuroprotektiven Therapien beobachtet werden können. Leider waren die letzten Ergebnisse zu reparativen Ansätzen wie z.B. anti-Lingo eher enttäuschend. Es wird daher spannend sein, wie sich die Therapieansätze mit Biotin oder auch Ionenkanalblockaden in der klinischen Testung weiter entwickeln.

Nachdem sich immer mehr namhafte Forschergruppen dem Themenkomplex Mikrobiom angenommen haben, darf außerdem mit Spannung erwartet werden, welche neuen Erkenntnisse zu bestimmten diätetischen Maßnahmen und der Darmflora in 2017 kommuniziert und publiziert werden.
So ist davon auszugehen, dass auch 2017 aus der Sicht der MS-Forschung ein dynamisches und spannendes Jahr wird und uns hoffentlich dem Ziel einer möglichst effizienten Krankheitskontrolle ein Stück näher bringt.

18 Kommentare

  1. Hallo zusammen,
    schulmedizinische Therapiemöglichkeiten hin oder her…
    Ich war noch nie so krank, als wie mit den Basistherapeutikas…
    Kaum setze ich diese ab, fühle ich mich sofort besser!
    Ich probiere jetzt die brasilianische Therapiemöglichkeit, genannt „Coimbra Protokoll“,
    bei den Ärzten Kai Reichert und Johannes Demuth im Ärztehaus in München.
    Viele Grüße

  2. Ich habe seit 2001 MS seit 3 jahre sitze ich im rollstuhl habe sehr grosse schmerze.Vieleicht ist jemand der auch fiel schmerze hat aber hat mittel gegen .Für jede ratschlag werde ich sehr dankbar.Gabi set 1989 jahr in Deutchland deswegen die Fehler

  3. Sehr geehrter Herr Dr. Mäurer
    Leider habe sie meine Anfrage vom
    30. Oktober 2016 um 3:51
    in Ihrem Block nicht beantwortet.
    Sicher werden Sie Ihre Gründe dafür haben.
    Ich bedauere dies allerdings sehr und bilde mir demendsprechend meine Meinung über die Absichten und Zielsetzungen die hier vertreten werden.
    Gruß Reiner Nießen

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