Neues von ECTRIMS 2016 – Postersitzungen

Neben den klassischen Vortragsveranstaltungen und Symposien sind Postersitzungen ein wesentlicher Bestandteil von wissenschaftlichen Kongressen. Für jemanden, der nicht in der Wissenschaft zuhause ist, mag der Begriff Postersitzung etwas seltsam klingen – aber er beschreibt genau das, was dort passiert. Aufgrund der Fülle der neuen Daten und der Masse an Teilnehmern können natürlich nicht alle Daten als Vortrag präsentiert werden. Daher ist es üblich, dass man bei Besuch eines Kongresses seine wissenschaftlichen Ergebnisse als Poster gestaltet, dieses während des Kongresses aushängt und während der Postersitzung präsentiert. Wen das Thema interessiert, wer ähnliche Interessen hat oder genauer wissen möchte, was hinter einem Projekt steckt, besucht während der Postersitzung das betreffende Poster und hat die Möglichkeit, sich mit dem Autor auszutauschen. Denn er steht in der Regel während der Postersitzung daneben und beantwortet die Fragen der Besucher (das Bild oben zeigt mich vor meinem Poster letzte Woche in London – damit sie eine Vorstellung haben, wie das so aussieht und abläuft).

Die Postersitzungen sind somit eine Kernveranstaltung eines jeden Kongresses. Leider ist man aber immer wieder erschlagen von der Masse der Präsentationen, so dass man natürlich nicht vollständig berichten kann, sondern sich immer nur einige kleine Teilaspekte aussuchen kann – und die sind natürlich subjektiv gefärbt.

Von Interesse war eine Reihe von Postern, die unter der Gesamtüberschrift „Gender and MS“ zusammengefasst waren – sich also mit geschlechterspezifischen Aspekten der Erkrankung beschäftigten. Ein Poster aus den USA (P320) untersuchte be 179 Frauen mit (früher) MS und früher immunmodulatorischer Therapie die Auswirkung der Einnahme von oralen Kontrazeptiva. Sie unterteilten ihre Kohorte in Frauen, die nie/in der Vergangenheit/aktuell orale Kontrazeptiva eingenommen haben. Die Autoren berichten, dass die jährliche Schubrate bei Frauen, die in der Vergangenheit orale Kontrazeptiva eingenommen habe, signifikant niedriger war, als bei Frauen, die nie die „Pille“ genommen haben. Auch beim Vergleich der Personen, die aktuell „die Pille“ nehmen, mit denen, die nie orale Verhütungsmittel angewandt hatten, ist ein Trend einer niedrigeren Schubrate abzulesen. Die Studie ist insofern hilfreich, als das viele Patientinnen in der Sprechstunde fragen, ob die Einnahme der „Pille“ ein Problem darstellt. Aus neurologischer Sicht mit Blick auf die Entwicklung der MS kann man das angesichts dieser Daten verneinen.

Das Poster 322 beschäftigte sich mit den Langzeitauswirkungen von Schwangerschaften. Die Studie wurde von einem weltweiten Verbund von MS-Forschern durchgeführt, die die Untersuchung mit Hilfe der (weltweiten) MSBase Datenbank durchgeführt haben. Ziel der Erhebung war es, die Auswirkung von Schwangerschaften auf den EDSS-Wert nach 10 Jahren festzustellen. Dafür wurden 1.830 Frauen in der Datenbank identifiziert, die mindesten 10 Jahre lang regelmäßig eine spezifische MS-Therapie angewendet haben. In dieser Gruppe hatten 296 Frauen 368 Schwangerschaften. Durch ein sog. Propensity Score Matching (statistische Methode, die es erlaubt, Patienten mit gleichen Ausgangsbedingungen zu identifizieren) konnten 145 Frauen mit mindestens einer Lebendgeburt und 145 Frauen, die nie schwanger waren, verglichen werden. Es zeigte sich, dass der EDSS-Wert nach 10 Jahren in der „Schwangerschaftsgruppe“ signifikant niedriger war als in der Gruppe, die nie schwanger war. Die Effektstärke der Schwangerschaft war damit sogar großer als die der immunmodulatorischen Therapie. Diese Studie ist ein weiteres Argument dafür, dass Schwangerschaften für MS-Patientinnen nicht gefährlich sind, sondern dass im Gegenteil sogar ein protektiver Effekt nachzuweisen ist.

Dass Hormone und Hormonschwankungen Auswirkungen auf die MS haben können, ist bekannt und wird intensiv beforscht. US-amerikanische Forscher haben sich jetzt den Auswirkungen der Menstruation auf die MS angenommen. – letztlich ja auch eine durchaus praxisrelevante Fragestellung. Es wurde untersucht, ob sich MS-Symptome während der Menstruation verschlechtern und wie sich Frauen mit einer negativen Auswirkung von Frauen, die unbeeinträchtigt sind, unterscheiden. Insgesamt beklagten 16,7% der befragten Frauen (insgesamt 443) Symptomverschlechterungen. Die Frauen mit Beschwerden waren im Schnitt jünger (25 vs 30 Jahre), benutzten häufiger eine Gehilfe (47% vs 36%) und waren im Schnitt jünger bei der Beanspruchung von Hilfsmitteln (40 vs 46 Jahre). Interessanterweise scheinen die Frauen, die Beschwerden im Zusammenhang mit der Menstruation entwickeln, ungünstigere Verläufe in der Menopause aufzuweisen. Insgesamt eine interessante Untersuchung, die darauf hinweist, dass Symptomverschlechterungen während der Tage ein Risikofaktor darstellen und ggf. hiermit Frauen identifiziert werden können, die besonders von einer Hormontherapie profitieren könnten.

3 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. Mathias Mäurer

    Sie geben an, das in Ihrem Bloc MS-Spezialisten ihre Meinungen über MS weitergeben um möglichen Patienten eine Hilfestellung zu geben.

    Meine Fragen an Sie, wie wird man Spezialist für MS Erkrankungen?
    Wieviele MS-Kranke haben Sie beispielsweise bisher wirklich heilen können?
    Sie schreiben das die Forschung nach Möglichkeiten sucht Medikamente zur Heilung zu finden.
    Wie kommen Sie zu einer solche Behauptung?
    Erwartet man von einer seriösen Forschung nicht auch das sie nach neuen Wegen suchen sollte?

    Sicher haben Sie auf ihrem Bloc auch über diesen Link kenntnis genommen :
    http://www.bios-logos-thailand.com/files/Stellungnahme_Bios_Logos_zur_MS-Forschung.pdf

    Patienten die auch von den dort genannten Einrichtungen als MS-krank attestiert worden waren fragten nicht einmal nach, als sie informiert wurden das ihre genannten Fälle nachweislich geheilt waren.
    Krankenkassen die man auch nach Jahren nicht mehr zur Zahlung der sehr teuren Medikamente aufgefordert worden waren, lehnten es ab für die Kosten der Heilungen aufzukommen.

    Sicher verstehen Sie nun meine eingangs erwähnten Fragen wann man sich als Spezialist bezeichnen darf und wieviel MS-Kanke Sie bisher wirklich heilen konnten.

    Ich konnte Ihre Meinung über sogenannte Wunderheiler oder Wundermittel zur Kenntnis nehmen.
    Aber ich will Ihnen nichts verkaufen und beabsichtige keine Reklame für eine kleine Einrichtung die den an sie herangetragenen Bedarf sowieso seit Jahren nicht decken kann.

    Ich erwarte auch keinerlei Antworten da ich denke sie schon zu kennen.
    Ich bin ein schulmedizinischer Laie der aber bisher über 900 Patienten helfen konnte und hier nur mal seine unqualifizierte Meinung darstellen will um Kritik zu wecken wo sie meiner Meinung nach nötig ist.

    mit freundlichen Grüßen
    R.Niessen

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